Dialog statt Mauern – Gemeinsam für eine starke Demokratie

Shownotes

Warum bringen Antidemokrat:innen, Rassist:innen, Sexist:innen und homo- sowie transphobe Menschen uns aus dem Gleichgewicht? Wie reagierst du, wenn jemand im Meeting einen sexistischen Spruch macht? Oder wenn auf der Familienfeier ein rassistischer Kommentar fällt? In dieser Folge lernst du von Mo Asumang, wie du in solchen Momenten Haltung zeigen kannst – ohne laut zu werden, ohne dich selbst zu verlieren.

Mo Asumang ist Moderatorin, Autorin, Dokumentarfilmerin und Gründerin des Vereins MoLab. Für ihre Arbeit gegen Rassismus und für Demokratie wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ihre Entscheidung, den Dialog mit Neonazis zu suchen, entstand aus persönlichen Erfahrungen mit rassistisch motivierter Gewalt – darunter Morddrohungen und körperliche Angriffe.

Im Gespräch mit Moderatorin Kristina Appel beantwortet sie,

Warum sie den Dialog sucht, wo andere Flucht oder Gegenwehr wählen.

Wie sie mit Angst umzugehen lernte.

Warum “mit Neonazis sprechen” nicht dasselbe ist, wie “Neonazis eine Plattform bieten.”

**„Wir ziehen Mauern hoch – und dahinter stehen Millionen. Aber Mauern lösen nichts. Dialog schon.“ **

Diese Folge ist für alle, die sich für Demokratie, Dialog und ein respektvolles Miteinander einsetzen wollen – und dabei nicht ihre Energie und den Mut verlieren möchten.

  • Lerne, wie du in konfrontativen Situationen bei dir bleibst.
  • Entdecke, wie du mit einfachen Fragen echte Reflexion auslöst.
  • Mach die ersten Schritte Richtung Dialogbotschafterin – im Büro, im Verein, im Alltag.
  • Verstehe, warum Zuhören manchmal mehr verändert als Argumentieren.

_Weiterführende Links: _

🎬 Film: „Die Arier“ von Mo Asumang

Ein Dokumentarfilm, in dem Mo Asumang Neonazis, Ku-Klux-Klan-Mitglieder und selbsternannte „Arier“ konfrontiert – und dabei den Dialog sucht.

Infos & Trailer: die-arier.com

Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung: bpb.de

📚 Buch: „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“

Mo Asumangs persönliche Erfahrungen und Strategien im Umgang mit Hass – als Buch.

Amazon: Mo und die Arier

🏛️ Organisation: Mo:Lab e.V. – Dialog & Demokratie

Mo Asumangs Verein zur Förderung von Dialogfähigkeit und demokratischer Haltung.

Offizielle Website: mo-lab.org

Infos zu Workshops & Dialogbotschafter:innen: mo-lab.org/dialog-training [mo-lab.org]

📺 Doku-Reihe: „Mo Asumang trifft Andersdenkende“ (3sat)

Sechsteilige Doku-Reihe, u.a. über gewaltbereite Linke, Querdenker, Frauenfeinde und religiöse Extremisten.

Übersicht & Mediathek: MA Motion – Mo trifft Andersdenkende

🎥 Filmreferenz: „The Fifth Element“

Mo nutzt eine Szene aus diesem Sci-Fi-Klassiker als Metapher für Eskalation durch Vermeidung.

IMDb-Seite: The Fifth Element (1997)

📰 Interview mit Mo:

„Für die meisten Menschen ist ein Gespräch mit Andersdenkenden ein Wettkampf – und den wollen sie gewinnen.“

Über herCAREER Voice

Der Podcast herCAREER Voice liefert wertvolle Einblicke in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, immer verknüpft mit persönlichen Erfahrungen und vor allem aus weiblicher Perspektive. Wechselnde Moderator:innen und Gäst:innen aus unterschiedlichen Unternehmen, Redaktionen und Arbeitsumfeldern bieten vielseitige und praxisnahe Erfahrungswerte für die Hörer:innen. https://www.her-career.com/podcast

herCAREER ist die führende Plattform für die weibliche Karriere. Hier erwartet dich ein einzigartiges Netzwerk mit individuellen Job-Chancen und jede Menge inspirierendem Content wie Podcasts, Vorträgen und Panels live auf herCAREER Expo oder online im Rahmen unserer herCAREER Academy. Wir heißen alle Menschen willkommen – im Besonderen Frauen, denen wir die Chance geben, von diesem besonderen Möglichkeitsraum zu profitieren. https://www.her-career.com

Dieses Gespräch wurde im Rahmen der herCAREER Expo 2025 aufgezeichnet und als Podcast aufbereitet. Mehr über die herCAREER Expo unter www.her-career.com/expo


The herCAREER podcast provides valuable insights into business, science, politics and society, always linked to personal experiences and above all from a female perspective. The podcast features a variety of presenters and guests from different companies, editorial teams and working environments, offering listeners a wide range of practical experiences. https://www.her-career.com/en/podcast

herCAREER is the leading platform for women’s careers. We offer a unique network with personalized job opportunities and a wealth of inspiring content such as podcasts, lectures, and panels. You can experience these events live at herCAREER Expo or access them online through our herCAREER Academy. While we welcome everyone, our primary focus is empowering women to seize their opportunities. https://www.her-career.com/en

This conversation was recorded at herCAREER Expo 2025 and edited into a podcast. Find out more about the herCAREER Expo at www.her-career.com/expo.

Projektleitung: Natascha Hoffner Redaktion: Kristina Appel Produktion: Bernhard Hiergeist

Transkript anzeigen

Mo Asumang: Im Moment ist es so, dass wir

Mo Asumang: eigentlich nur Mauern hochziehen und

Mo Asumang: hinter den Mauern stehen dann

Mo Asumang: irgendwelche Nazis oder

Mo Asumang: Frauenfeinde.

Mo Asumang: Wir haben dann lauter Mauern: aus

Mo Asumang: Facebook raus, aus Insta raus, im

Mo Asumang: Verein spreche ich nicht mehr mit

Mo Asumang: ihm oder ihr.

Mo Asumang: Es gibt Gründe, warum man das machen

Mo Asumang: kann. De facto stehen

Mo Asumang: Leute hinter einer Mauer, die sie

Mo Asumang: sich selbst auch gebaut haben, aber

Mo Asumang: die wir auch noch zusätzlich bauen.

Kristina Appel: Willkommen beim HerCareer Podcast.

Kristina Appel: Du interessierst dich für aktuelle

Kristina Appel: Diskurse aus Wirtschaft,

Kristina Appel: Wissenschaft, Politik und

Kristina Appel: Gesellschaft, und das insbesondere

Kristina Appel: aus einer weiblichen Perspektive?

Kristina Appel: Vielleicht wünscht du dir

Kristina Appel: persönliche Einblicke in den

Kristina Appel: Arbeitsalltag von Menschen und

Kristina Appel: Unternehmen, die sich dem

Kristina Appel: gesellschaftlichen und

Kristina Appel: wirtschaftlichen Wandel stellen?

Kristina Appel: Dann bist du hier genau richtig.

Kristina Appel: Es gibt nicht nur eine Art des

Kristina Appel: Kampfes für die Demokratie und

Kristina Appel: gegen Diskriminierung, sondern

Kristina Appel: viele. Und doch hat Mo Asumang

Kristina Appel: sich eine besondere Art der

Kristina Appel: Auseinandersetzung ausgesucht:

Kristina Appel: den Dialog.

Kristina Appel: Wie sie mit rechtsradikalen und

Kristina Appel: misogynen Menschen spricht, warum

Kristina Appel: sie es tut und in welchem Setting

Kristina Appel: das am besten gelingt,

Kristina Appel: erzählte sie live auf der HerCareer

Kristina Appel: Expo.

Kristina Appel: Gut, dann fangen wir jetzt an.

Kristina Appel: Herzlich willkommen. Schön, dass ihr

Kristina Appel: alle da seid.

Kristina Appel: Mein Name ist Kristina Appel.

Kristina Appel: Ich bin Journalistin mit dem

Kristina Appel: Schwerpunkt Chancengerechtigkeit.

Kristina Appel: Neben mir sitzt Mo Asumang. Sie ist

Kristina Appel: so viele Sachen.

Kristina Appel: Du bist Moderatorin,

Kristina Appel: Dokumentarfilmerin, Autorin.

Kristina Appel: Dein Dokumentarfilm "Die Arier"

Kristina Appel: ist, man muss fast sagen, leider

Kristina Appel: zeitlos und auch hochaktuell.

Kristina Appel: Genauso wie dein Buch, "Mo und die

Kristina Appel: Arier", und beide sind

Kristina Appel: Lehrstoff bei der Bundeszentrale

Kristina Appel: für politische Bildung.

Kristina Appel: Du bist außerdem Gründerin des

Kristina Appel: Vereins mo:lab zur Förderung

Kristina Appel: von Dialog und Demokratie,

Kristina Appel: und darüber werden wir heute

Kristina Appel: vorrangig sprechen.

Kristina Appel: Für deinen Mut, deine Demokratie-

Kristina Appel: und Antirassismusarbeit, wurdest du

Kristina Appel: 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz

Kristina Appel: ausgezeichnet.

Mo Asumang: Danke für die Einladung.

Kristina Appel: Hat sich deine Arbeit je wichtiger

Kristina Appel: angeführt als jetzt gerade?

Mo Asumang: Also im Moment habe ich tatsächlich

Mo Asumang: das Gefühl,

Mo Asumang: den Satz, den ich schon seit 10

Mo Asumang: Jahren sage, es wird langsam

Mo Asumang: gefährlich, dieser

Mo Asumang: Satz ist grade,

Mo Asumang: ja, state of the art

Mo Asumang: und wir müssen wirklich aufpassen,

Mo Asumang: dass wir da noch die Kurve kriegen

Mo Asumang: und wie du mich ja kennst und

Mo Asumang: wie Leute mich auch kennen, ich gehe

Mo Asumang: ja auf Menschen zu, die eine ganz

Mo Asumang: andere Meinung haben als ich, die

Mo Asumang: mich auch vielleicht rassistisch

Mo Asumang: anpöbeln und diese Dialogstrategie

Mo Asumang: oder diesen Weg in den Dialog zu

Mo Asumang: gehen, glaube ich, dass wir das

Mo Asumang: unbedingt weitermachen sollen.

Kristina Appel: Das ist sehr schwierig und diesen

Kristina Appel: Satz werde ich wahrscheinlich heute

Kristina Appel: noch ein paar Mal verlieren, aber

Kristina Appel: wir fangen ein bisschen vorne an.

Kristina Appel: Welche Erfahrungen hast du mit

Kristina Appel: rechter, rechtsextremer,

Kristina Appel: rassistischer Gewalt gemacht, bevor

Kristina Appel: du in diese Aufklärungsarbeit

Kristina Appel: gegangen bist?

Mo Asumang: Ja, man würde denken, warum

Mo Asumang: trifft die sich mit Nazis, aber da

Mo Asumang: war tatsächlich noch eine ganze

Mo Asumang: Menge davor.

Mo Asumang: Also als Kind, als zweijähriges

Mo Asumang: Kind, sind meine

Mo Asumang: Mutter, meine Großmutter und ich,

Mo Asumang: wir haben in Kassel gewohnt, in so

Mo Asumang: einem sehr schönen Haus mit

Mo Asumang: Pferdeköpfen.

Mo Asumang: Und dann ist mein Vater da

Mo Asumang: aufgekreuzt, dann bin ich da

Mo Asumang: aufgekreuzt mit der dunklen

Mo Asumang: Hautfarbe.

Mo Asumang: Und dann haben sie uns aus dem Haus

Mo Asumang: rausgeschmissen.

Mo Asumang: Also nicht nur mich, sondern eben

Mo Asumang: auch meine weiße Mutter und meine

Mo Asumang: weißen Großmutter.

Mo Asumang: Und dann mussten wir da weg

Mo Asumang: und ja, in der Schule war es

Mo Asumang: eigentlich okay.

Mo Asumang: Da hatte ich gute Freunde, aber

Mo Asumang: als ich dann nach Berlin kam,

Mo Asumang: da war ich Taxifahrerin und

Mo Asumang: als Taxifahrerin wurde mir

Mo Asumang: einmal der Kopf aufs Taxidach

Mo Asumang: draufgeknallt.

Mo Asumang: Da hatte ich einen Taxigast, der

Mo Asumang: eine halbe Stunde lang von Rudow

Mo Asumang: bis Reinickendorf rassistisch

Mo Asumang: gepöbelt hat und dann wollte ich ihn

Mo Asumang: loswerden und hab' gedacht:

Mo Asumang: Ja, ich glaube, sie müssen

Mo Asumang: aussteigen. Er wollte aber mit mir

Mo Asumang: noch durch den Wald fahren.

Mo Asumang: Und das habe ich dann aber nicht

Mo Asumang: gemacht.

Mo Asumang: Und da bin ich ausgestiegen,

Mo Asumang: denke nichtsahnend, ja,

Mo Asumang: der steigt jetzt aus und sucht sich

Mo Asumang: was anderes. Dann springt er raus,

Mo Asumang: nimmt mein Kopf zwischen seine Hände

Mo Asumang: und knallt ihn mehrmals aufs

Mo Asumang: Taxidach.

Mo Asumang: Und bin dann halt gerade noch so

Mo Asumang: geflüchtet.

Mo Asumang: Dann hatte ich als Taxifahrerin noch

Mo Asumang: mal so ein Erlebnis.

Mo Asumang: Da wollte jemand nicht bezahlen.

Mo Asumang: Und der holte dann unterm

Mo Asumang: Pullover eine 9mm

Mo Asumang: raus.

Kristina Appel: Das hast du sofort erkannt?

Mo Asumang: Ja, das habe ich sofort erkannt.

Kristina Appel: Also die neun Millimeter.

Mo Asumang: Ne, ehrlich gesagt hatte ich ja

Mo Asumang: selber so eine Fake-9mm als

Mo Asumang: so eine Gaspistole.

Mo Asumang: Die liegt jetzt irgendwo im Schrank

Mo Asumang: und verrottet da vor sich hin,

Mo Asumang: aber die hatte ich immer dabei.

Mo Asumang: Tatsächlich brauchte ich eigentlich

Mo Asumang: nicht.

Mo Asumang: Genau, und der hat dann auf

Mo Asumang: meinen Kopf gezielt und hat gesagt,

Mo Asumang: mal sehen, was jetzt mit dir

Mo Asumang: passiert.

Mo Asumang: Und das Allerkrasseste war

Mo Asumang: tatsächlich, da habe ich einen

Mo Asumang: kleinen Job gemacht und

Mo Asumang: wollte eigentlich Leute

Mo Asumang: befragen, in der Straßenbahn.

Mo Asumang: Ich war Fahrgastbefragerin und

Mo Asumang: wollte sie befragen ob sie das

Mo Asumang: Streckennetz gut finden und einen

Mo Asumang: den ich befragt habe, das war auch

Mo Asumang: ein Rassist, der hat mich hier

Mo Asumang: genommen, hat mir die Gurgel

Mo Asumang: zugedrückt.

Mo Asumang: Ich habe keine Luft mehr bekommen.

Mo Asumang: Dann hat er mich so hochgezogen, die

Mo Asumang: Straßenbahn ist losgefahren.

Mo Asumang: Ja und dann baumelten die Beine so

Mo Asumang: in der Luft und die Straßenbahn

Mo Asumang: fuhr, aber es hat halt keiner

Mo Asumang: geholfen.

Mo Asumang: Und das war einfach so

Mo Asumang: unfassbar. Also ich stand da so ganz

Mo Asumang: betröppelt dann, als der dann an der

Mo Asumang: nächsten Haltestelle ausgestiegen

Mo Asumang: ist. Ich hab dann auch sofort den

Mo Asumang: Job gekündigt.

Mo Asumang: Aber all diese Dinge habe ich

Mo Asumang: nie zur Anzeige gebracht.

Mo Asumang: Und das finde ich ist

Mo Asumang: sehr befremdlich in dieser Zeit

Mo Asumang: heute, in der wir ja viele

Mo Asumang: Möglichkeiten mittlerweile haben.

Mo Asumang: Antidiskriminierungsstellen,

Mo Asumang: Antidiskriminierungsstelle des Bundes, okay,

Mo Asumang: Polizei, das muss man jetzt nicht

Mo Asumang: unbedingt erwähnen, weil da weiß man

Mo Asumang: auch nicht, was am Ende dabei

Mo Asumang: rauskommt.

Mo Asumang: Ich bin auch schon von der Polizei

Mo Asumang: vermöbelt worden.

Mo Asumang: Also es ist eine Menge passiert,

Mo Asumang: bevor ich den Schritt gewagt habe

Mo Asumang: und gesagt habe, so, jetzt geht es

Mo Asumang: einfach nicht mehr weiter.

Mo Asumang: Ich glaube, ich muss da was tun.

Mo Asumang: Weil, also die Folge ist dann

Mo Asumang: natürlich, dass man, wenn man

Mo Asumang: Rassismus erfährt oder auch

Mo Asumang: Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus,

Mo Asumang: Islamfeindlichkeit,

Mo Asumang: Homofeindlichkeit also ich meine es

Mo Asumang: gibt so viel ja, wenn

Mo Asumang: man das erfährt dann geht man ja oft

Mo Asumang: ganz instinktiv erst mal so

Mo Asumang: in die Vermeidungsstrategie.

Mo Asumang: Das heißt also, bestimmte

Mo Asumang: gespräche vermeidet man,

Mo Asumang: bestimmte Dinge zu sagen

Mo Asumang: vermeidet man und man zieht

Mo Asumang: sich so zurück und es bedeutet

Mo Asumang: aber eigentlich dass es nur noch

Mo Asumang: schlimmer

Mo Asumang: wird. Kennst du diesen den film

Mo Asumang: "The Fifth Element", da

Mo Asumang: gibt es so eine Szene, da kann man

Mo Asumang: das wirklich richtig gut erkennen,

Mo Asumang: dass es immer schlimmer wird, wenn

Mo Asumang: man es vermeidet,

Mo Asumang: ja. Da kommt so ein Feuerball auf

Mo Asumang: die Erde zugeflogen.

Mo Asumang: Und dann sagt der Präsident:

Mo Asumang: Beschießen!

Mo Asumang: Und dann wird der Feuerball

Mo Asumang: beschossen und dann macht der

Mo Asumang: Feuerball so.

Mo Asumang: Mist, der ist ja größer geworden,

Mo Asumang: noch mehr, noch mehr beschießen und

Mo Asumang: je mehr sie ihn beschießen, umso

Mo Asumang: größer wird er, und das passiert

Mo Asumang: auch wenn man eben in die

Mo Asumang: Vermeidungsstrategie geht und

Mo Asumang: irgendwann ist das dann nicht mehr

Mo Asumang: zum Aushalten.

Mo Asumang: Ich habe dann meine Wohnung immer

Mo Asumang: durchsucht und, ja, was ich

Mo Asumang: immer noch heutzutage mache ist,

Mo Asumang: wenn ich mit dem Auto unterwegs bin

Mo Asumang: und ich mache mal eine Pause, dann

Mo Asumang: gucke ich immer hinten im Kofferraum

Mo Asumang: nach, ob da ein Nazi drin sitzt.

Mo Asumang: Manchmal in Hotels gucke ich

Mo Asumang: auch tatsächlich immer noch unter

Mo Asumang: dem Bett,

Mo Asumang: nicht in jeder Stadt,

Mo Asumang: aber in so kleineren Städten, wo

Mo Asumang: man welche vermutet.

Kristina Appel: Ich weiß gar nicht so richtig, was

Kristina Appel: wir darauf sagen können.

Kristina Appel: Viele von uns können das in diesem

Kristina Appel: Maße nicht nachvollziehen.

Kristina Appel: Was wir sicherlich nachvollziehen

Kristina Appel: können, ist auch den

Kristina Appel: Alltagssexismus, den wir erleben

Kristina Appel: im Kleinen und solche Geschichten.

Mo Asumang: Der kommt ja noch dazu.

Kristina Appel: Genau, also ich habe schon

Kristina Appel: in unserem letzten Interview und

Kristina Appel: auch jetzt wieder das Gefühl und du

Kristina Appel: hast es schon so ein bisschen

Kristina Appel: angeschnitten, aber dieser Impuls

Kristina Appel: zu sagen, okay, also nicht

Kristina Appel: zu sagen, ich verstecke mich jetzt

Kristina Appel: oder ich gehe oder ich geh nicht

Kristina Appel: mehr alleine raus und auch nicht

Kristina Appel: in ein aggressives

Kristina Appel: Spiegelbild dich zu

Kristina Appel: werfen, also, nicht selbst

Kristina Appel: zurück zu schlagen, verbal zurück

Kristina Appel: anzugreifen, das wären ja so

Kristina Appel: Instinkte, die man hat.

Kristina Appel: Du hattest den Instinkt: Ich

Kristina Appel: frag die jetzt mal, wie es ihnen

Kristina Appel: geht. Also du hast im Prinzip dich

Kristina Appel: entschieden,

Kristina Appel: auf Versammlungen von rechtsextremen

Kristina Appel: Menschen zu gehen und mit

Kristina Appel: denen zu sprechen.

Kristina Appel: Warum?

Mo Asumang: Warum?

Mo Asumang: Ja, warum?

Mo Asumang: Weil ich eine Morddrohung

Mo Asumang: bekommen habe von einer

Mo Asumang: Neonazi-Band, das war dann sozusagen

Mo Asumang: so der Peak.

Mo Asumang: Und die haben gesungen, also sie

Mo Asumang: haben ein Lied gesungen.

Mo Asumang: Die Kugel ist für dich, Mo

Mo Asumang: Asumang.

Mo Asumang: So, damit war dann gesetzt,

Mo Asumang: dass dieses Lied in die

Mo Asumang: Gesellschaft, überall in die

Mo Asumang: Nazi-Gesellschaft reingeht und eben

Mo Asumang: die Leute dieses Lieder hören

Mo Asumang: können. Und dann konnte ich mich

Mo Asumang: nicht mehr verstecken.

Mo Asumang: Und dann dachte ich tatsächlich

Mo Asumang: allen Ernstes, ich gehe da mal

Mo Asumang: locker hin auf eine Nazi-Demo.

Mo Asumang: Ich habe es wirklich gedacht.

Mo Asumang: Ich gehe da hin und gehe durch

Mo Asumang: die Absperrungen durch.

Mo Asumang: Da sehe ich dann auch Polizisten,

Mo Asumang: die habe ich dann auch gefragt, hey,

Mo Asumang: wie sieht es aus? Könnt ihr mich

Mo Asumang: retten im Zweifel?

Mo Asumang: Die haben mit dem Kopf geschüttelt,

Mo Asumang: weil die haben gedacht, ich geh in

Mo Asumang: die falsche Richtung.

Mo Asumang: Ja, und dann habe ich plötzlich

Mo Asumang: gemerkt, wie dieser Rassismus,

Mo Asumang: also all das, was ich wirklich so

Mo Asumang: im Laufe meines Lebens so erlebt

Mo Asumang: habe, in meinem Körper

Mo Asumang: verankert ist und ich tatsächlich

Mo Asumang: also wirklich immer schwerer

Mo Asumang: wurde, auch angefangen habe zu

Mo Asumang: zittern und ich wusste das gar

Mo Asumang: nicht, also ich ich dachte

Mo Asumang: tatsächlich, ich bin cool, ja,

Mo Asumang: und dann kommt sowas

Mo Asumang: und es war mir richtig übel.

Mo Asumang: Also es hat körperliche reaktionen

Mo Asumang: hervorgerufen, und das weiß

Mo Asumang: man erst wenn man es probiert

Mo Asumang: und damit war dann quasi

Mo Asumang: so ein selbstversuch gestartet

Mo Asumang: So, das will ich jetzt wissen.

Mo Asumang: Wieso habe ich das jetzt nicht mehr

Mo Asumang: unter Kontrolle?

Mo Asumang: Das kann doch wohl nicht sein.

Mo Asumang: Und instinktiv, ich

Mo Asumang: weiß nicht, wo das her kam, aber

Mo Asumang: instinktiiv habe ich mir so

Mo Asumang: ein inneres Bild gebaut.

Mo Asumang: Ein inneres bild, um in der Lage

Mo Asumang: zu sein weiter zu laufen.

Mo Asumang: Das kann man vielleicht auch

Mo Asumang: anwenden, so ein inneres Bild.

Mo Asumang: Also ich habe, das

Mo Asumang: war die Dampfwalze, ich habe mich

Mo Asumang: als Dampfwalze jetzt mal kurz

Mo Asumang: da hinein versetzt.

Mo Asumang: Und bin dadurch eben

Mo Asumang: weiter gelaufen oder weiter gewalzt

Mo Asumang: und wenn man jetzt zum Beispiel

Mo Asumang: am Arbeitsplatz, im

Mo Asumang: Verein oder sonst wo, jemand

Mo Asumang: hat, der immer wieder diese

Mo Asumang: Sätze sagt oder diese Worte,

Mo Asumang: das N-Wort und man schafft es

Mo Asumang: einfach nicht hinzugehen, dann hilft

Mo Asumang: es auf jeden Fall sich so ein

Mo Asumang: inneres Bild zu bauen.

Mo Asumang: Es kann zum Beispiel auch sein,

Mo Asumang: ich bin ein Vögelchen,

Mo Asumang: habe ich das Bild, ich könnte

Mo Asumang: wegfliegen Oder

Mo Asumang: ich bin ein Porsche.

Mo Asumang: Ich fahre einfach mal vor, das macht

Mo Asumang: Eindruck, irgendwie sowas.

Mo Asumang: Bei mir war es eben die Dampfwalze,

Mo Asumang: die da gemächlich lang läuft.

Mo Asumang: Was mir nicht so bewusst war, das

Mo Asumang: Bild ist eigentlich sehr schön,

Mo Asumang: obwohl es nicht so sexy ist, aber

Mo Asumang: sehr schön.

Mo Asumang: Weil die Dampfwalze baut eine

Mo Asumang: Straße.

Mo Asumang: Das heißt also, wenn ich als

Mo Asumang: Vorbild für die anderen

Mo Asumang: das aushalte erst mal, später

Mo Asumang: war das dann gar nicht mehr

Mo Asumang: Aushalten, weil ich da einfach

Mo Asumang: so drin war. Aber am Anfang war es

Mo Asumang: wirklich noch Aushalten.

Mo Asumang: Wenn ich das schaffe, bin ich für

Mo Asumang: andere ein Vorbild und dann trauen

Mo Asumang: die sich vielleicht auch, ins

Mo Asumang: Gespräch zu gehen mit Menschen,

Mo Asumang: die eine andere Meinung haben.

Mo Asumang: Und das ist tatsächlich so, dass man

Mo Asumang: so getriggert wird,

Mo Asumang: dass man wirklich nicht mehr weiß,

Mo Asumang: wo oben und unten ist.

Mo Asumang: Und auch ein Wort kann

Mo Asumang: sich anfühlen wie ein tatsächlicher

Mo Asumang: Angriff.

Mo Asumang: Also ob da jetzt ein Speer

Mo Asumang: angeflogen kommt, ein tatsächlich

Mo Asumang: echter, oder ob da ein

Mo Asumang: Bus auf dich zukommt, oder ein

Mo Asumang: Wprt.

Mo Asumang: Das ist vielleicht nicht ganz so

Mo Asumang: heftig.

Mo Asumang: Aber das passiert trotzdem, dass

Mo Asumang: du das eben als Angriff empfindest

Mo Asumang: und dann gehst du automatisch,

Mo Asumang: weil wir das ja so als Menschen,

Mo Asumang: als Urmenschen schon gelernt haben,

Mo Asumang: gehst du automatischen entweder

Mo Asumang: Gegenangriff, ja, mit dem

Mo Asumang: Aggressor kämpfen oder

Mo Asumang: du rennst, rennest weg oder

Mo Asumang: du stellst dich tot.

Kristina Appel: Wir sagen ja häufig, man kann mit

Kristina Appel: Rechten nicht reden, man kann mit

Kristina Appel: Misogynen nicht reden.

Kristina Appel: Man kann mit Tradwives nicht reden

Kristina Appel: so, die sind verloren

Kristina Appel: für uns.

Kristina Appel: Und trotzdem bist du ja

Kristina Appel: losgezogen und bist entgegen dieser

Kristina Appel: Angst und nach diesen körperlichen

Kristina Appel: Erfahrungen und Bedrohungen

Kristina Appel: losgegangen und hast den Dialog

Kristina Appel: gesucht.

Kristina Appel: Was wolltest du erfahren,

Kristina Appel: erreichen damit?

Mo Asumang: Also ich wusste gar nicht was ich

Mo Asumang: erfahren wollte eigentlich.

Mo Asumang: Am Anfang wollte ich denen doch, ja

Mo Asumang: ich wollte ihnen die Meinung geigen,

Mo Asumang: so war zumindest so das Erste

Mo Asumang: und das habe ich ja früher natürlich

Mo Asumang: auch mit wachsender Begeisterung

Mo Asumang: getan und dann

Mo Asumang: habe ich aber festgestellt, dass das

Mo Asumang: gar nichts bringt.

Mo Asumang: Es bringt viel mehr, selber

Mo Asumang: in der inneren Ruhe zu bleiben

Mo Asumang: und das Gegenüber

Mo Asumang: damit total zu überraschen.

Mo Asumang: Und das ist so fantastisch zu sehen,

Mo Asumang: wenn die dann wirklich ganz blöd aus

Mo Asumang: der Wäsche gucken, wenn sie

Mo Asumang: irgendein Wort rausballern

Mo Asumang: und du dann einfach fragst,

Mo Asumang: ah, das N-Wort, seit wann sagst

Mo Asumang: du das denn eigentlich?

Mo Asumang: Wo hast du das dann zum ersten Mal

Mo Asumang: gehört?

Mo Asumang: Anstatt in die Luft zu gehen und

Mo Asumang: zurückzuschlagen oder irgendwas.

Mo Asumang: Also eher die Leute dann wirklich

Mo Asumang: auch zu fordern.

Mo Asumang: Aber wirklich am Anfang,

Mo Asumang: man will einfach die

Mo Asumang: bessere Rhetorik haben,

Mo Asumang: die besseren Argumente haben

Mo Asumang: und dann passiert einfach nur,

Mo Asumang: dass Argumente auf Argumte

Mo Asumang: treffen, und das ist dann

Mo Asumang: einfach nur so eine Art Fight und

Mo Asumang: das hat sich für mich nach einer

Mo Asumang: Weile auch irgendwann nicht mehr

Mo Asumang: richtig gut angefühlt

Mo Asumang: und du kannst auch diesen

Mo Asumang: Fight-Modus nicht

Mo Asumang: lange durchhalten.

Mo Asumang: Also das funktioniert vielleicht mal

Mo Asumang: eine Weile, aber man sieht

Mo Asumang: es auch, muss man ehrlich sagen, bei

Mo Asumang: vielen Leuten bei der Antifa.

Mo Asumang: Obwohl ich denke, die Antifa jetzt,

Mo Asumang: in diesen Zeiten, Leute,

Mo Asumang: ist extrem wichtig.

Mo Asumang: Ich bin froh, dass wir die haben.

Mo Asumang: Aber es gibt einige, die so in

Mo Asumang: diesem Fight-Modus sind und auch

Mo Asumang: hassen eigentlich, ehrlich gesagt.

Mo Asumang: Das tut einem persönlich nicht

Mo Asumang: gut. Und du kannst da nicht

Mo Asumang: eine Kraft rausziehen, um

Mo Asumang: weiterzumachen.

Mo Asumang: Ja, ich wollte einfach weitermachen,

Mo Asumang: bis ich dann vor denen stehe und

Mo Asumang: cool bin. Das wollte ich.

Kristina Appel: Es gibt ja momentan sehr viel Kritik

Kristina Appel: an Politik-Talks.

Kristina Appel: Kritik daran, dass wir Menschen eine

Kristina Appel: Bühne, eine Plattform bieten,

Kristina Appel: ihre Aussagen dann da in dem Moment

Kristina Appel: unkorrigiert oder nicht

Kristina Appel: in Kontext gebracht stehen

Kristina Appel: bleiben und Eindrücke

Kristina Appel: hinterlassen.

Kristina Appel: Jetzt verstehe ich, dass ein TV-Talk

Kristina Appel: anders ist als ein 1-zu-1-Gespräch.

Kristina Appel: Was ist der Unterschied zwischen

Kristina Appel: diesen zwei Begegnungen

Kristina Appel: in dem Moment?

Mo Asumang: Also ein TV-Talk mit jemanden

Mo Asumang: von einer rechten Partei zum

Mo Asumang: Beispiel oder auch ein Interview

Mo Asumang: nur mit Kamera zielt

Mo Asumang: ja wirklich nur auf die Aussage

Mo Asumang: dieses Menschen und das

Mo Asumang: heißt also wirklich unkommentiert

Mo Asumang: und da steht ja nichts dagegen und

Mo Asumang: wenn man jetzt zum Beispiel meine

Mo Asumang: Filme anschaut, dann sieht

Mo Asumang: man meine Lebensgeschichte daneben,

Mo Asumang: dann sieht man meine Haltung.

Mo Asumang: Und dann kann ich selber einordnen.

Mo Asumang: Ohne dass ich den anderen

Mo Asumang: in eine Schublade packe

Mo Asumang: oder ohne, dass ich dem anderen

Mo Asumang: in Grund und Boden rede oder so.

Mo Asumang: Aber allein an der Haltung, wenn die

Mo Asumang: offen ist und wenn das eher

Mo Asumang: so was ist, was wir uns als

Mo Asumang: Gesellschaft wünschen, eine

Mo Asumang: Offenheit, eine Liebe,

Mo Asumang: ja, eine Empathie,

Mo Asumang: so, dann steht das eben dagegen.

Mo Asumang: Und das kannst du als

Mo Asumang: Mensch... und auch als Kind,

Mo Asumang: glaube ich schon, erkennen,

Mo Asumang: dass das doch auch eine Kraft hat.

Mo Asumang: Und das nimmt vielen auch

Mo Asumang: so ein bisschen den Wind aus den

Mo Asumang: Segeln.

Mo Asumang: Und das andere ist tatsächlich

Mo Asumang: ganz oft eine Plattform zu bieten.

Mo Asumang: Ja, also man muss sie wahrscheinlich

Mo Asumang: einladen, weil das nicht anders

Mo Asumang: geht. Aber ich glaube, man hätte sie

Mo Asumang: am Anfang nicht so viel einladen

Mo Asumang: müssen.

Mo Asumang: Mittlerweile ist einfach diese Hate

Mo Asumang: Society so groß.

Mo Asumang: Die haben doch ihre eigenen Medien,

Mo Asumang: die brauchen uns ja gar nicht mehr

Mo Asumang: und das ist ja das Fatale.

Kristina Appel: Lass uns zu deiner Arbeit mit dem

Kristina Appel: mo:lab kommen, weil es ist

Kristina Appel: faszinierend. Ihr bildet

Kristina Appel: Dialogbotschafter:innen aus

Kristina Appel: und wenn ich das richtig verstehe,

Kristina Appel: dann lernen die das, was du am

Kristina Appel: eigenen Leib gelernt hast von

Kristina Appel: dir.

Kristina Appel: Also in diese Begegnung zu gehen.

Kristina Appel: Wie macht ihr das?

Mo Asumang: Haben die Leute gefragt irgendwann,

Mo Asumang: wie machst du das, dass du so ruhig

Mo Asumang: sein kannst, wenn du

Mo Asumang: vor den Nazis stehst, obwohl

Mo Asumang: die dir Sachen ins Gesicht

Mo Asumang: schmeißen, dein Vater ist ein

Mo Asumang: Gen-Entführer, der hat die Gene

Mo Asumang: deiner weißen Mutter geraubt,

Mo Asumang: um die Rasse aufzuwerten.

Mo Asumang: Rasse gibt es vielleicht oder Art

Mo Asumang: gibt es, aber dann ist

Mo Asumang: der Mensch die Art.

Mo Asumang: Und ich habe dann gesagt, ja, also

Mo Asumang: ich habe da so meine Tricks.

Mo Asumang: Irgendwann war ich in

Mo Asumang: Hongkong, in einer jüdischen

Mo Asumang: Schule, und da war die Lehrerin,

Mo Asumang: also die Direktorin, hat dann zu mir

Mo Asumang: gesagt, sag mal, das ist ja so toll,

Mo Asumang: so toll bei den Schülerinnen und

Mo Asumang: Schülern angekommen, kannst du das

Mo Asumang: nicht mehr auf größere Beine

Mo Asumang: stellen, Füße stellen.

Mo Asumang: Und dann kam eben diese Idee,

Mo Asumang: tatsächlich was Größeres zu gründen,

Mo Asumang: also ein Verein, um dann den Leuten

Mo Asumang: das beizubringen.

Mo Asumang: Und das habe ich dann mit Frank

Mo Asumang: zusammen, mit dem ich das mache, der

Mo Asumang: ist auch Coach und

Mo Asumang: Verhaltenstrainer.

Mo Asumang: Und das haben wir dann

Mo Asumang: Dialog-BotschafterInnen genannt

Mo Asumang: oder Werde-Dialog- Botschafterin,

Mo Asumang: um dann eben viele Menschen in der

Mo Asumang: Gesellschaft zu haben, die auch

Mo Asumang: mit Menschen reden können,

Mo Asumang: die ja eine ganz andere Meinung

Mo Asumang: haben, die aber mit

Mo Asumang: ihnen so reden wie ich,

Mo Asumang: indem sie einfach zuhören,

Mo Asumang: sie mit in die Reflexion begleiten.

Mo Asumang: Und all

Mo Asumang: das. Und das lernen sie bei uns

Mo Asumang: im Dialogbotschafter:innen-Workshop.

Mo Asumang: Der geht den ganzen Tag und

Mo Asumang: hopefully auch gefördert.

Mo Asumang: Also bisher musste keiner was

Mo Asumang: bezahlen. Das ist das Gute.

Mo Asumang: Ja, und dann lernen sie das und dann

Mo Asumang: haben wir uns überlegt, hm,

Mo Asumang: was machen wir jetzt?

Mo Asumang: Die müssen das ja auch üben.

Mo Asumang: Das erlebt ja nicht jeder so wie

Mo Asumang: ich halt tagtäglich.

Mo Asumang: Und wie können wir die jetzt ins

Mo Asumang: Üben bringen?

Mo Asumang: Und da ist die Idee der

Mo Asumang: "Motz Bude" geboren.

Mo Asumang: Die "Motz Bude" ist ein Zelt, und

Mo Asumang: da drin sind immer zwei Stühle

Mo Asumang: gegenüber.

Mo Asumang: Auf einem Stuhl sitzt ein

Mo Asumang: Dialogbotschafter oder eine

Mo Asumang: Dialog-Botschaferin und wartet

Mo Asumang: und auf dem anderen soll sich

Mo Asumang: dann einer, der draußen vorbeiläuft

Mo Asumang: oder der extra eingeladen wurde,

Mo Asumang: hinsetzen und muss motzen.

Mo Asumang: Ja, wer nicht motzt, fliegt raus.

Mo Asumang: Wir machen im Prinzip das Gegenteil

Mo Asumang: von dem, was die Gesellschaft im

Mo Asumang: Moment als State of the Art benutzt.

Mo Asumang: Wir sagen nicht stopp, sondern wir

Mo Asumang: sagen, du musst motzen.

Mo Asumang: Um das so ein bisschen schöner zu

Mo Asumang: verpacken, haben wir draußen, ich

Mo Asumang: habe auch diese Kärtchen mal

Mo Asumang: mitgebracht, haben wir so Kärtchchen

Mo Asumang: draußen liegen, dann steht da "Motz

Mo Asumang: Bude Check-In" und die

Mo Asumang: Frau, die da gerade vielleicht

Mo Asumang: vorbeikommt, die vielleicht zur

Mo Asumang: Arbeit will oder jemand,

Mo Asumang: der beim Einkaufen ist oder

Mo Asumang: wie auch immer, zum Sport geht oder

Mo Asumang: so, sie sehen dann diese Karten

Mo Asumang: und dann denken die, oh Gott, was

Mo Asumang: ist das denn, das muss ich mir mal

Mo Asumang: anschauen.

Mo Asumang: Und dann steht dann "Motzen und

Mo Asumang: Meckern",

Mo Asumang: "Maximal Motz", "Minimotz"

Mo Asumang: und "Ich brauch' mal nur ein Ohr".

Mo Asumang: So, und das sind die Kategorien,

Mo Asumang: zu denen man da einchecken kann und

Mo Asumang: dann hat man noch einen Motz-Slot

Mo Asumang: von 5 bis 15

Mo Asumang: oder 20 Minuten, meistens

Mo Asumang: ist es aber allerdings länger.

Mo Asumang: Ja und dann müssen die richtig

Mo Asumang: loslegen und die

Mo Asumang: Dialogbotschafter:innen, die kommen

Mo Asumang: dann richtig, richtig toll ins Üben

Mo Asumang: und das, wir haben das jetzt,

Mo Asumang: vorletzte Woche haben wir das in

Mo Asumang: Jena gemacht und eine,

Mo Asumang: die auch Dialog-Botschaferin ist,

Mo Asumang: die kam dann auf mich zu und

Mo Asumang: dann sagt sie, Mo,

Mo Asumang: das ist ja fantastisch, das

Mo Asumang: funktioniert ja.

Mo Asumang: Sie hat gesagt, das

Mo Asumang: funktioniert ja.

Mo Asumang: Und dann hat sie noch gesagt, das

Mo Asumang: ist ja eigenartig.

Mo Asumang: Weißt du was?

Mo Asumang: Ich möchte jetzt eigentlich noch

Mo Asumang: jemanden haben, der noch härter

Mo Asumang: drauf ist.

Mo Asumang: Und das ist tatsächlich so.

Mo Asumang: Ich kann es bezeugen, weil am Ende

Mo Asumang: stand ich beim Ku-Klux-Klan.

Mo Asumang: Es ist wirklich so, weil es

Mo Asumang: funktioniert und irgendwie macht es

Mo Asumang: süchtig.

Kristina Appel: Es ist so, also für die, die sich

Kristina Appel: das noch nicht richtig vorstellen

Kristina Appel: können, das ist für mich als

Kristina Appel: Journalistin, es begeistert

Kristina Appel: mich. Du stellst dich hin, du

Kristina Appel: lässt sie reden, du argumentierst

Kristina Appel: nicht, du verteidigst dich nicht

Kristina Appel: oder deine Haltung nicht, du klagst

Kristina Appel: nicht an, du fragst immer wieder,

Kristina Appel: aber warum denn?

Kristina Appel: Aber wie sieht das denn aus?

Kristina Appel: Kannst du mir das nochmal erklären?

Kristina Appel: Wo kommt das her.

Kristina Appel: Und in dieser Naivität,

Kristina Appel: in Anführungszeichen, die da

Kristina Appel: liegt...

Mo Asumang: Es ist Neugierde.

Kristina Appel: Ja, du zeigst Interesse

Kristina Appel: und kannst du beschreiben, was du

Kristina Appel: erlebt hast, wenn ein,

Kristina Appel: ich stelle mir vor, wie ein Typ in

Kristina Appel: Springerstiefeln, aber die brauchen

Kristina Appel: sie heute ja auch nicht mehr,

Kristina Appel: da sitzt, wirkt es

Kristina Appel: in dem Moment, glaubst du, es wirkt

Kristina Appel: auf dem Nachhauseweg, glaubt du es

Kristina Appel: wird zwei Wochen später bei der

Kristina Appel: nächsten Begegnung vielleicht mit

Kristina Appel: jemandem, der anders aussieht...

Mo Asumang: Ich muss gleich mal eine Whatsapp

Mo Asumang: rausholen, die ich euch zeigen will.

Mo Asumang: Also es wirkt schon auf jeden Fall

Mo Asumang: in dem Moment, weil

Mo Asumang: das ist ja so eintrainiert.

Mo Asumang: Du schmeißt irgendwas in den Raum,

Mo Asumang: um die Leute damit zu provozieren.

Mo Asumang: Und das funktioniert normalerweise

Mo Asumang: eins A.

Mo Asumang: Da kann man sich drauf verlassen.

Mo Asumang: Und das ist dann natürlich

Mo Asumang: eigenartig, wenn die Reaktion eine

Mo Asumang: ganz andere ist.

Mo Asumang: Weil du weißt, also wenn du in die

Mo Asumang: Wut reingehst als Aggressor,

Mo Asumang: dann geht der andere auch in die Wut

Mo Asumang: rein. Oder er haut oder sie haut ab.

Mo Asumang: So, das weißt du.

Mo Asumang: Und jetzt kommt aber jemand,

Mo Asumang: der diesen einen kleinen,

Mo Asumang: spitzen Satz hinterfragt

Mo Asumang: und nicht locker lässt.

Mo Asumang: Und das ist das Schöne.

Mo Asumang: Also anstatt zu stoppen,

Mo Asumang: wirklich zu hinterfragen.

Mo Asumang: Und da auch nicht locker zu lassen,

Mo Asumang: also so richtig tief reinzugehen.

Mo Asumang: Und dann merkst du, dass die Leute

Mo Asumang: sich überhaupt noch

Mo Asumang: keine Gedanken darüber gemacht

Mo Asumang: haben.

Mo Asumang: Da werden einfach so Sätze

Mo Asumang: reingeworfen,

Mo Asumang: ja, sollen doch die, ich sag das

Mo Asumang: jetzt mal, was gesagt wurde,

Mo Asumang: sollen doch Geflüchtete im Meer

Mo Asumang: ertrinken, wird einfach mal so

Mo Asumang: reingedrückt.

Mo Asumang: Aber wenn du dann sagst,

Mo Asumang: okay, das ist das, was du dir

Mo Asumang: wünschst.

Mo Asumang: Wird noch gar nicht bewertet.

Mo Asumang: Wenn du das kannst,

Mo Asumang: erklär mir das mal.

Mo Asumang: Beschreib mir mal, wie sieht das

Mo Asumang: aus, wenn ein Mensch im Meer

Mo Asumang: ertrinkt.

Mo Asumang: Plötzlich ist man auf einem anderen

Mo Asumang: Level.

Mo Asumang: Das ist das Level Realität, und

Mo Asumang: nicht nur ich schmeiß da mal da

Mo Asumang: irgendwas hin.

Mo Asumang: Und in diesem Level werden

Mo Asumang: sie selbst auch berührt, weil sie

Mo Asumang: dieses Realitätslevel ja

Mo Asumang: auch selber spüren.

Mo Asumang: Und dann ist das nämlich eben nicht

Mo Asumang: mehr nur der Satz, sondern

Mo Asumang: auch, was es wirklich eigentlich

Mo Asumang: bedeuten kann.

Mo Asumang: Beschreib die Hand der Frau,

Mo Asumang: die ins Wasser greift, um ihr

Mo Asumang: Baby zu retten.

Mo Asumang: Beschreibe mir die Hand.

Kristina Appel: Wie glaubst du fühlt sich das an zu

Kristina Appel: ertrinken? Wäre das eine Frage, die

Kristina Appel: man stellen kann?

Mo Asumang: Ja genau, wie glaubst du?

Mo Asumang: Aber nett, kann man doch

Mo Asumang: nett fragen, aber nur

Mo Asumang: wenn du das halt kannst.

Mo Asumang: Damit habe ich wirklich sehr, sehr

Mo Asumang: gute Erfahrungen gemacht.

Mo Asumang: Auch wenn jemand das N-Wort sagt,

Mo Asumang: dann kann man doch auch mal fragen,

Mo Asumang: seit wann sagst du das?

Mo Asumang: Von wem hast du das, wie oft

Mo Asumang: hast du es denn schon benutzt?

Mo Asumang: Und wie fühlt sich denn für dich an,

Mo Asumang: das zu benutzen? Wie reagieren denn

Mo Asumang: die Leute auf der anderen Seite?

Mo Asumang: Und das bringt die Leute ziemlich so

Mo Asumang: aus der Fassung, ja.

Mo Asumang: Du scheinst Menschen wahnsinnig zu

Mo Asumang: mögen.

Mo Asumang: Ich glaube, ja, ja!

Mo Asumang: Ja, ich weiß nicht, woher

Mo Asumang: das kommt. Ich glaube auch, das

Mo Asumang: hat vielleicht auch ein bisschen

Mo Asumang: damit zu tun.

Mo Asumang: Ich war im Kinderheim und mit

Mo Asumang: fünf Wochen bin ich ins Kinderheim

Mo Asumang: gekommen.

Mo Asumang: Und dann war ich da ein Jahr lang.

Mo Asumang: Meine Mutter hat gearbeitet.

Mo Asumang: Mein Vater hat auch gearbeitet.

Mo Asumang: Meine Oma hat gearbeitet, war

Mo Asumang: ich halt in diesem Kinderheim und

Mo Asumang: danach bin ich zu Pflegeeltern

Mo Asumang: gekommen, dann war ich noch bei

Mo Asumang: anderen Pflegeeltern und ich glaube,

Mo Asumang: da ist ja auch so eine Unsicherheit.

Mo Asumang: Angst ist gleich Unsicherkeit auch,

Mo Asumang: ja. Und um aus dieser

Mo Asumang: Unsicherheit rauszukommen, muss

Mo Asumang: man irgendwie ins Aktive

Mo Asumang: hineinkommen und ich glaube,

Mo Asumang: einfach will ich, ich will eigentlich

Mo Asumang: flüchten vor dieser Unsicherheit und

Mo Asumang: die ist bei mir schon ganz, ganz

Mo Asumang: tief angelegt.

Mo Asumang: Und als die Nazis dann wirklich

Mo Asumang: mit dieser Morddrohung kamen,

Mo Asumang: dann war auch quasi etwas wieder

Mo Asumang: aufgebrochen.

Mo Asumang: Und auch wie eine Art

Mo Asumang: Traumatisierung.

Mo Asumang: Und wenn du dann irgendwann da durch

Mo Asumang: bist, dann ist es das halt nicht

Mo Asumang: mehr.

Mo Asumang: Und dann bist du trotzdem noch

Mo Asumang: du und fällst nicht gleich um.

Kristina Appel: Wenn ich mir jetzt vorstelle, in

Kristina Appel: welchem Alltag wir vielleicht leben

Kristina Appel: und wir ein bisschen auf dem

Kristina Appel: Einsteigerlevel anfangen möchten,

Kristina Appel: dann stelle ich mir vor, dass

Kristina Appel: vielleicht im Meeting irgendein

Kristina Appel: Kollege einen sexistischen Spruch

Kristina Appel: raushaut oder

Kristina Appel: die Tante auf der Weihnachtsfeier

Kristina Appel: irgendeinen rassistischen Joke

Kristina Appel: fallen lässt oder so was.

Kristina Appel: Jetzt sind wir noch nicht direkt

Kristina Appel: in körperlicher Gefahr sozusagen,

Kristina Appel: oder in potenzieller körperliche

Kristina Appel: Gefahr. Wie kann ich da jetzt darauf

Kristina Appel: reagieren? Was kann ich fragen?

Mo Asumang: Bei der Weihnachtsfeier würde ich

Mo Asumang: gar nichts tun.

Mo Asumang: Ja. Genau.

Mo Asumang: Also ich würde keine Weihnachtsfeier

Mo Asumang: schroten, so.

Mo Asumang: Das ist, glaube ich, keine gute

Mo Asumang: Idee.

Mo Asumang: Also wir haben zum Beispiel eine

Mo Asumang: Übung beim

Mo Asumang: mo:lab-Dialogbotschafter:innen-Workshop,

Mo Asumang: wo wir sagen, es ist wichtig,

Mo Asumang: auch mal Stopp zu sagen.

Mo Asumang: Weil, ich bin mittlerweile so

Mo Asumang: jenseits von Gut und Böse, ich sag

Mo Asumang: eigentlich fast nie Stopp.

Mo Asumang: Aber andere Leute brauchen das noch.

Mo Asumang: Oder müssen das sogar auch erst mal

Mo Asumang: lernen, weil sie überhaupt nie

Mo Asumang: gewusst haben, dass sie eigentlich

Mo Asumang: stopp sagen können.

Mo Asumang: Und da haben wir so eine ganz simple

Mo Asumang: Übung, mit der einen

Mo Asumang: Hand sagen wir stopp, so

Mo Asumang: nicht, richtig rigoros,

Mo Asumang: dann machen wir eine kleine Pause

Mo Asumang: und mit der anderen Hand sagen

Mo Asumang: wir: anders gerne.

Mo Asumang: So, und das "anders gerne" könnte

Mo Asumang: zum Beispiel sein, lass uns

Mo Asumang: doch nach Weihnachten mal

Mo Asumang: in Ruhe darüber sprechen.

Mo Asumang: Oder ich weiß, du bist in diesem

Mo Asumang: Club. Da komme ich mal vorbei und

Mo Asumang: dann lade ich dich auf den Kuchen

Mo Asumang: ein. Und das ist wahnsinnig

Mo Asumang: schwer, diese Übung, weil dieses

Mo Asumang: rigorose Stopp zu sagen,

Mo Asumang: hinterlässt bei dir also erst mal so

Mo Asumang: Zittern und Kurzatmigkeit

Mo Asumang: und all das.

Mo Asumang: Und aus diesen Zitern und

Mo Asumang: Herzklopfen heraus wieder

Mo Asumang: dahin zu kommen, dass du

Mo Asumang: sagst, aber meine Werte

Mo Asumang: sind Offenheit und Freundlichkeit

Mo Asumang: und vielleicht Nächstenliebe.

Mo Asumang: Das will ich doch eigentlich.

Mo Asumang: So, und dann in dieses "anders

Mo Asumang: gerne". Und das üben wir dann

Mo Asumang: mit den Leuten und die kriegen es

Mo Asumang: nicht hin. Die Kinder in den

Mo Asumang: Schulen, da lacht man sich kaputt,

Mo Asumang: die machen so, stopp, so nicht,

Mo Asumang: anders gerne!

Mo Asumang: So machen die das.

Mo Asumang: Und ich so, nee, das müssen wir noch

Mo Asumang: mal ein bisschen verlangsamen.

Mo Asumang: Und wenn du das dann verlangsamst

Mo Asumang: und dir einfach zwischen dem "stopp

Mo Asumang: so nicht" einfach mal eine

Mo Asumang: Pause machst, tief durchatmest.

Mo Asumang: So, dann bist du wieder da, da bin

Mo Asumang: ich, hey, lass uns doch

Mo Asumang: mal einen Kaffee trinken.

Kristina Appel: Was du mir im Vorgespräch auch

Kristina Appel: erzählt hast, manchmal hilft es,

Kristina Appel: Menschen einfach anzugucken.

Kristina Appel: Das Problem angucken,

Kristina Appel: anstarren und Stille walten lassen.

Kristina Appel: In welchen Situationen kann das

Kristina Appel: gut funktionieren?

Mo Asumang: Also ich habe es natürlich in der

Mo Asumang: krassesten Situation geübt,

Mo Asumang: mal wieder, ja, 3000 Nazis.

Mo Asumang: Was man halt so tut, ja.

Mo Asumang: Aber man kann es auch

Mo Asumang: niedrigschwellig üben.

Mo Asumang: Das Problem ist, man macht es nicht,

Mo Asumang: weil man auch so, wenn man

Mo Asumang: getriggert ist, macht man es halt

Mo Asumang: einfach nicht.

Mo Asumang: Deshalb musst du dir erstmal die

Mo Asumang: Erlaubnis geben.

Mo Asumang: Und als ich zum Beispiel die Nazis

Mo Asumang: gesehen habe und so

Mo Asumang: getriggert war, habe ich erst mal

Mo Asumang: mir die Erlaubnis gegeben.

Mo Asumang: Also das war auch unbewusst.

Mo Asumang: Und dann geht es.

Mo Asumang: Und dann kannst du die Leute

Mo Asumang: anschauen und wenn es dann

Mo Asumang: Leute sind, die dich anfeinden,

Mo Asumang: ist natürlich noch mal ein anderer

Mo Asumang: Blick und du siehst andere Dinge.

Mo Asumang: Aber plötzlich siehst du auf der

Mo Asumang: anderen Seite, du vermutest ja die

Mo Asumang: Angst bei dir selber,

Mo Asumang: aber was ist, wenn du plötzlich die

Mo Asumang: Angst auf der anderen Seite siehst?

Mo Asumang: Einfach sehen lernen.

Mo Asumang: Da wirklich einfach

Mo Asumang: hinzuschauen.

Mo Asumang: Und ey, ich kann gucken,

Mo Asumang: das glaubst du nicht, das konnte ich

Mo Asumang: früher gar nicht, konnte

Mo Asumang: ich einfach nicht, war auch

Mo Asumang: schüchtern und alles.

Mo Asumang: Und mittlerweile habe ich echt

Mo Asumang: diesen Blick.

Mo Asumang: Aber der soll nicht sein

Mo Asumang: wie ein Angriff,

Mo Asumang: sondern ganz tief gucken, irgendwie

Mo Asumang: tief schauen.

Mo Asumang: Und witzigerweise das Interessante

Mo Asumang: ist, wenn du die

Mo Asumang: Leute anschaust...

Mo Asumang: Und sie wollen ja eigentlich gesehen

Mo Asumang: werden. Wenn das der richtige Blick

Mo Asumang: ist, das macht

Mo Asumang: was mit denen.

Mo Asumang: Also eigentlich ist es ja so, dass

Mo Asumang: wir immer sagen, wir wollen

Mo Asumang: die anderen verändern.

Mo Asumang: Und im Prinzip ist es aber

Mo Asumang: andersrum, wir müssen uns verändern,

Mo Asumang: wir sind die Veränderung.

Mo Asumang: Das, was wir jetzt uns in dieser

Mo Asumang: Welt voller Diskriminierung

Mo Asumang: und DEI-Backlash,

Mo Asumang: um mal mit der Fachsprache hier zu

Mo Asumang: sprechen, dass wir da so erleben,

Mo Asumang: das können wir verändern und wir

Mo Asumang: versuchen es aber oft immer auf die

Mo Asumang: andere Seite zu schieben.

Mo Asumang: Ihr habt da böse Sachen gemacht, ihr

Mo Asumang: müsst euch verändern.

Mo Asumang: Wenn wir aber lernen, wie wir mit

Mo Asumang: diesen Dingen umgehen,

Mo Asumang: wie sie mit uns umgehen, wie wir

Mo Asumang: reflektieren, wie die uns

Mo Asumang: beobachten, wenn wir mal Angst

Mo Asumang: haben oder so und wenn

Mo Asumang: wir dahin kommen.

Mo Asumang: Dann wachsen wir und daraus entsteht

Mo Asumang: was wirklich Schönes, was

Mo Asumang: auch für die andere Seite auch

Mo Asumang: ehrlich ist.

Mo Asumang: Und ich habe zum Beispiel mal mit

Mo Asumang: einem gesprochen, der

Mo Asumang: ist auch in dem "Arier"-Film drin,

Mo Asumang: da war der 25 ungefähr.

Mo Asumang: Der ist mit neun Jahren in die

Mo Asumang: Nazis-Szene reingekommen, hat dann

Mo Asumang: in Schulen rekrutiert und und und.

Mo Asumang: Er hatte so ein Erlebnis,

Mo Asumang: dass ein junges Mädchen auf der

Mo Asumang: Straße zu ihm gesagt hat, warum

Mo Asumang: bist du denn ein Nazi?

Mo Asumang: Sie guckte ihn so an.

Mo Asumang: Ich glaube, die hat auch gelächelt

Mo Asumang: und gesagt, was hast du denn

Mo Asumang: eigentlich davon?

Mo Asumang: So, das meinte sie ernst,

Mo Asumang: so. Und ich glaube, das ist halt der

Mo Asumang: große Unterschied.

Mo Asumang: Also man muss es halt auch ernst

Mo Asumang: meinen, weil ansonsten

Mo Asumang: kann es nicht so richtig berühren.

Mo Asumang: Und die meinte das ernst und das

Mo Asumang: war etwas, was er,

Mo Asumang: ja, was ja nicht so wegwischen

Mo Asumang: konnte. Und

Mo Asumang: alles andere: Nazis raus!

Mo Asumang: Ehrlich gesagt lachen die sich da

Mo Asumang: nur ins Fäustchen.

Mo Asumang: Und dieser eine junge Mann,

Mo Asumang: mit dem habe ich dann später noch

Mo Asumang: andere Gespräche geführt,

Mo Asumang: also sehr viele sogar.

Mo Asumang: Wir haben uns gegenseitig von

Mo Asumang: unserem Leben erzählt.

Mo Asumang: Viele Dinge, die ich ihm erzählt

Mo Asumang: habe, die er sich so in

Mo Asumang: seiner Bubble halt nicht vorstellen

Mo Asumang: konnte.

Mo Asumang: Und ich habe auch mal hingeschaut,

Mo Asumang: wie das denn ist, wenn man da so in

Mo Asumang: dieses Nazi-System reingezogen

Mo Asumang: wird. Und das hat sowas,

Mo Asumang: was Echtes, was

Mo Asumang: so nah dran ist.

Mo Asumang: Und das hat uns beide auch echt

Mo Asumang: berührt, also nicht nur ihn, sondern

Mo Asumang: das hat auch mich total berührt.

Mo Asumang: Und mittlerweile ist er eben

Mo Asumang: ausgestiegen, ja, das ist total

Mo Asumang: schön.

Mo Asumang: Und deshalb wollte ich mal hier so

Mo Asumang: eine, die Whatsapp vorlesen,

Mo Asumang: die hatte ich auch hier

Mo Asumang: abfotografiert, ah, da ist sie.

Mo Asumang: Also dann habe ich ihm geschrieben,

Mo Asumang: nachdem er ausgestiegen war schon,

Mo Asumang: das war ungefähr, ja so,

Mo Asumang: ich würde sagen, drei, vier

Mo Asumang: Jahre danach.

Mo Asumang: Er schreibt, also wir waren immer im

Mo Asumang: Gespräch, aber ich schreibe ihm, wie

Mo Asumang: geht es dir, ich denke viel über

Mo Asumang: unser letztes Gespräch.

Mo Asumang: Er schreibt zurück: Zurzeit geht es

Mo Asumang: mir gut, ich betreue acht

Mo Asumang: Kinder, Jugendliche aus

Mo Asumang: Afghanistan, Syrien und Irak

Mo Asumang: in der Nachhilfe.

Mo Asumang: Und das ist halt so, wenn man sich

Mo Asumang: vorstellt, ich will die Welt

Mo Asumang: verändern, ich wil die Welt retten,

Mo Asumang: ist schon ein bisschen schwierig,

Mo Asumang: das alles auf einmal zu schaffen.

Mo Asumang: Aber wenn man sagt, ich bin eine

Mo Asumang: Person, Und

Mo Asumang: dieser Nachbarsjunge oder wer

Mo Asumang: auch immer ist auch eine Person

Mo Asumang: und wir können zusammen -

Mo Asumang: mit Chris habe ich 100 Prozent

Mo Asumang: erreicht und er mit mir.

Mo Asumang: Und das heißt also wir müssen

Mo Asumang: eigentlich erzeugen, dass wir

Mo Asumang: überall in der Gesellschaft,

Mo Asumang: auf der Welt, diese 100

Mo Asumang: Prozent, dieses one-on-one und

Mo Asumang: 100 Prozent, wenn wir das erreichen,

Mo Asumang: dann wäre das mal eine Maßnahme

Mo Asumang: und ich glaube das wir so,

Mo Asumang: ja auch weiterkommen, weil im Moment

Mo Asumang: ist es so, dass wir eigentlich nur

Mo Asumang: Mauern hochziehen und

Mo Asumang: hinter den Mauern stehen dann

Mo Asumang: irgendwelche Nazis oder

Mo Asumang: Frauenfeinde oder Leute

Mo Asumang: aus der Mitte der Gesellschaft, die

Mo Asumang: ohne nachzudenken

Mo Asumang: in die falsche Richtung laufen.

Mo Asumang: Ja, was haben wir davon?

Mo Asumang: Da kommt da am Ende nichts mehr

Mo Asumang: raus, weil wir haben dann lauter

Mo Asumang: Mauern, weil wir immer aufs

Mo Asumang: Knöpfchen gedrückt haben, aus

Mo Asumang: Facebook raus, aus Insta raus,

Mo Asumang: aus meinem Freundeskreis raus.

Mo Asumang: Im Verein spreche ich nicht mehr mit

Mo Asumang: ihm oder ihr, es

Mo Asumang: gibt Gründe warum man das machen

Mo Asumang: kann, aber de facto

Mo Asumang: stehen Leute hinter einer Mauer,

Mo Asumang: die sie sich selbst auch gebaut

Mo Asumang: haben, aber die wir auch noch

Mo Asumang: zusätzlich bauen.

Mo Asumang: Und jetzt haben wir aber eine Zeit,

Mo Asumang: in der es nicht nur

Mo Asumang: 500 Leute gibt, die hinter dieser

Mo Asumang: Mauer stehen, sondern das sind

Mo Asumang: Millionen von Menschen,

Mo Asumang: die hinter diesen Mauern stehen.

Mo Asumang: Die sie sich selber bauen und die

Mo Asumang: wir zusätzlich auch noch aufbauen.

Mo Asumang: Dann gucken die sich nämlich

Mo Asumang: irgendwann, gucken die sich an und

Mo Asumang: sagen sich so, warum stehst

Mo Asumang: du denn hier? Ja, ich habe das

Mo Asumang: N-Wort gesagt.

Mo Asumang: Ah ja, ich hab auch so was Ähnliches

Mo Asumang: gesagt.

Mo Asumang: Ach, komm doch einfach zu uns in die

Mo Asumang: Community, da kannst du es einfach

Mo Asumang: weiter sagen.

Mo Asumang: Und die Community ist groß genug,

Mo Asumang: die brauchen uns nicht.

Mo Asumang: Und das ist das Gefährliche.

Mo Asumang: Deshalb also

Mo Asumang: eigentlich jede Sekunde nutzen,

Mo Asumang: wo man an so jemanden rankommt,

Mo Asumang: um tatsächlich da auch eine andere

Mo Asumang: Sichtweise tatsächlich auch

Mo Asumang: so ein bisschen reinzubringen.

Mo Asumang: Ich will noch ein Beispiel nennen,

Mo Asumang: wie wichtig das ist, eben ins

Mo Asumang: Gespräch zu kommen.

Mo Asumang: Ich hab mal mit einem

Mo Asumang: Ku-Klkux-Klan-Mann, hab ich mal

Mo Asumang: gesprochen.

Mo Asumang: Du kennst die Szene.

Mo Asumang: Dann hab ich gesagt, sag mal, warum

Mo Asumang: verbrennt ihr denn eigentlich ein

Mo Asumang: Kreuz? Weil, ich

Mo Asumang: hatte nicht gut recherchiert, joa,

Mo Asumang: wusste ich ehrlich gesagt nicht.

Mo Asumang: Und dann sagte er ja, für Jesus

Mo Asumang: Christus.

Mo Asumang: Dann raterte es in meiner Birne,

Mo Asumang: Ku-Klux-Klan, bringt Menschen mit

Mo Asumang: einer dunklen Hautfarbe um,

Mo Asumang: verbrennt ihre Häuser und und und.

Mo Asumang: Aber das Symbol von jemandem,

Mo Asumang: der für Nächstenliebe steht, also

Mo Asumang: habe ich zu ihm gesagt, aber meinst

Mo Asumang: du nicht, Jesus liebt doch auch die

Mo Asumang: Schwarzen, oder?

Mo Asumang: So, da war Stille.

Mo Asumang: Und dann habe ich mich gefragt,

Mo Asumang: also im Schnitt dann auch, ja.

Mo Asumang: Vor Ort, weiß ich nicht, da war ich

Mo Asumang: glaube ich jenseits von,

Mo Asumang: aber im Schnitt dann, warum hat

Mo Asumang: der jetzt so komisch geguckt und

Mo Asumang: dann natürlich die Antwort ist,

Mo Asumang: es hat ihn bisher niemand

Mo Asumang: hinterfragt.

Mo Asumang: Es hat keiner sich mit ihm

Mo Asumang: unterhalten, er kennt nur die Dinge

Mo Asumang: in seiner Community und

Mo Asumang: das bedeutet natürlich,

Mo Asumang: das wird nicht besser.

Mo Asumang: Und wenn man sich vorstellt, wie so

Mo Asumang: jemand lebt, wie wir

Mo Asumang: alle, was machen wir, wenn wir

Mo Asumang: morgens aufstehen?

Mo Asumang: Wir nehmen unser Handy, oder?

Mo Asumang: Kaffee und ein Handy und dann gucken

Mo Asumang: wir drauf und ein Rassist,

Mo Asumang: was sieht der?

Mo Asumang: Wut, Hass.

Mo Asumang: Am zweiten Tag sieht er wieder Hass,

Mo Asumang: Hass, die anderen sind schuld.

Mo Asumang: Wenn das jetzt drei Tage sind, würde

Mo Asumang: ich ja sagen, ist ja okay,

Mo Asumang: aber mach das mal eine Woche,

Mo Asumang: zwei Wochen, einen

Mo Asumang: Monat, ein Jahr,

Mo Asumang: hier oben, das ist total

Mo Asumang: gebrainwashed von all dem, was

Mo Asumang: die da aufgreifen.

Mo Asumang: Das ist einfach sehr, sehr

Mo Asumang: gefährlich.

Mo Asumang: Deshalb habe ich mir irgendwann

Mo Asumang: gesagt, also nur "Nazis

Mo Asumang: raus" brüllen reicht mir nicht,

Mo Asumang: ich möchte mehr.

Mo Asumang: Aber ich gehe auch "Nazis raus"

Mo Asumang: brüllen, das mache ich auch.

Mo Asumang: Und das ist auch wichtig.

Mo Asumang: Ich habe da eine

Mo Asumang: Linksradikale

Mo Asumang: interviewt für meine 3sat-Reihe, die

Mo Asumang: ich in 2022 gemacht habe.

Mo Asumang: Da habe ich gewaltbereite Linke

Mo Asumang: interviewt.

Mo Asumang: Und sie sagte was von, ja

Mo Asumang: Ulrike Meinhof ist ja auch ganz

Mo Asumang: klasse, also sie hat Mord

Mo Asumang: legitimiert und sie war also

Mo Asumang: wirklich ganz extrem drauf.

Mo Asumang: Und irgendwann stand sie dann bei

Mo Asumang: mir vor der

Mo Asumang: Tür und wollte den

Mo Asumang: Dialogbotschafter:innen-Workshop

Mo Asumang: machen. Und das fand ich

Mo Asumang: interessant.

Mo Asumang: Und dann war sie dann am Ende des

Mo Asumang: Dialogbotschafter:innen-Workshops

Mo Asumang: stand sie dann da und

Mo Asumang: ich hab sie so angeguckt und dann

Mo Asumang: hab ich gesagt, das ist ja cool,

Mo Asumang: weil du kannst, weiß nicht,

Mo Asumang: "kick butt", ja, auf die

Mo Asumang: Fresse, so hat sie immer gesagt,

Mo Asumang: Aber wenn du willst,

Mo Asumang: kannst du jetzt aus deiner Tasche

Mo Asumang: auch den Dialog rausholen

Mo Asumang: und das find ich schön.

Mo Asumang: Es gibt nämlich nicht nur die eine

Mo Asumang: Art wirklich in

Mo Asumang: diesem Kampf gegen Diskriminierung,

Mo Asumang: sondern es gibt ganz viele

Mo Asumang: Möglichkeiten.

Mo Asumang: So wie wir halt auch vielfältig

Mo Asumang: sind, so gibt es eben auch

Mo Asumang: ganz, ganz viele unterschiedliche

Mo Asumang: Möglichkeiten, auch in diesem

Mo Asumang: Kampf gegen verschiedene

Mo Asumang: Diskriminierungen oder für die

Mo Asumang: Demokratie auch zu agieren.

Mo Asumang: Und das sich zu erhalten, diese

Mo Asumang: Vielfalt, das finde ich

Mo Asumang: ganz wichtig.

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