Gegen die Abwertung der Mütter: Lösungen für gerechtere Chancen in Erwerbs- und Care-Arbeit

Shownotes

Sobald eine Frau Mutter wird, verändern sich alle Bedingungen für ihre Berufstätigkeit. Stefanie Hornung moderiert das Live-Gespräch mit Autorin und Journalistin Anne Theiss über tief verwurzelte gesellschaftliche Normen, politische Strukturen und mangelnde Solidarität unter Frauen, die dazu führen, dass Mütter nicht ihr volles berufliches Potenzial entfalten können. Ihr Appell ist: „Wir müssen Mutterschaft freier, liberaler, moderner, attraktiver machen.“

**Schlüssel-Konflikte aus der Folge: **

_Sozialer Druck und veraltetes Mutterbild: _ Mütter, die früh wieder arbeiten oder nicht dem traditionellen Mutterbild entsprechen, werden mit Vorurteilen und Abwertung konfrontiert. Es herrscht ein starker sozialer Druck. „Ich selbst habe es auch erlebt, als ich frühzeitig wieder angefangen habe zu arbeiten. Ich habe teils brutale Kommentare gehört.“

_Strukturelle Hürden und fehlende Gleichberechtigung: _ Trotz zahlreicher familienpolitischer Maßnahmen fehlt es an echter Gleichberechtigung und verlässlichen Rahmenbedingungen, die es Müttern ermöglichen, beruflich voll einzusteigen. Ein Problem: „Wir haben einen der höchsten Teilzeitquoten von Müttern oder von Frauen hier in Deutschland.” Deutschland und der Fachkräftemangel brauchen mehr Mütter in Vollzeit.

_Generationenkonflikt und mangelnde Solidarität: _ Ältere Generationen verteidigen oft das traditionelle Ernährermodell. Anstelle sich gegenseitig zu unterstützen, begegnen die Generationen sich in Theiss’ Augen mit Unverständnis und Ablehnung. „Ich glaube, dass das speziell ein Generationenkonflikt unter Frauen ist, weil wir jetzt gerade eigentlich extrem darauf angewiesen wären, dass wir solidarisch zueinander sind.“

Die Folge macht Mut, dass Veränderung möglich ist, wenn gesellschaftliches Umdenken, politische Anpassungen und mehr Solidarität unter Frauen stattfinden.

**Drei Lösungsansätze aus dieser Folge: **

_Strukturelle Reformen und politische Maßnahmen: _ „Es wäre so einfach, familienpolitische Maßnahmen auf die Gleichberechtigung auszulegen, aber wir machen es nicht.“ Ein Beispiel: Elterngeldmodelle wie in Island, die beide Elternteile in die Verantwortung nehmen, könnten auch in Deutschland für mehr Gleichberechtigung sorgen.

_Gesellschaftliches Umdenken und Sichtbarkeit: _ “Wir müssen Gesicht zeigen”, sagt die Autorin. Es braucht Debatten, Sichtbarkeit und selbstbewusste Stimmen, die den Wert von Mutterschaft und Care-Arbeit betonen und einfordern.

_Solidarität und gegenseitige Unterstützung: _ Mehr Zusammenhalt zwischen den Generationen und unter Frauen kann helfen, alte Muster zu durchbrechen und neue Wege zu ermöglichen, davon ist Theiss überzeugt.

**Weiterführende Links: **

Interviews:

“Wie kann es sein, dass wir exzellent ausgebildeten Müttern nicht den roten Teppich ausrollen?”

“Die Wirtschaft braucht Mütter”

Buch:

Die Abwertung der Mütter: Wie überholte Familienpolitik uns den Wohlstand kostet

Über den Podcast der herCAREER:

Der herCAREER Podcast liefert wertvolle Einblicke in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, immer verknüpft mit persönlichen Erfahrungen und vor allem aus weiblicher Perspektive. Wechselnde Moderator:innen und Gäst:innen aus unterschiedlichen Unternehmen, Redaktionen und Arbeitsumfeldern bieten vielseitige und praxisnahe Erfahrungswerte für die Hörer:innen. https://www.her-career.com/podcast

The herCAREER podcast provides valuable insights into business, science, politics and society, always linked to personal experiences and above all from a female perspective. The podcast features a variety of presenters and guests from different companies, editorial teams and working environments, offering listeners a wide range of practical experiences. https://www.her-career.com/en/podcast

Projektleitung: Natascha Hoffner

Redaktion: Kristina Appel

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Anne Theiss: Interessant ist auch, dass wir 150

Anne Theiss: familienpolitische Maßnahmen in

Anne Theiss: diesem Land haben.

Anne Theiss: Aber wir schaffen es nicht, dass

Anne Theiss: diese Maßnahmen ankommen und

Anne Theiss: ganz wenige der Maßnahmen sind auf

Anne Theiss: Gleichberechtigung aus.

Anne Theiss: In Island zum Beispiel bekommt man

Anne Theiss: nur die höchsten Bezüge, wenn beide

Anne Theiss: in Elternzeit gehen.

Anne Theiss: Führt dazu, dass 96 Prozent der

Anne Theiss: Väter Elternzeit nehmen.

Anne Theiss: Es wäre so einfach, das auch

Anne Theiss: anzupassen, aber wir machen es

Anne Theiss: nicht.

Kristina Appel: Willkommen beim HerCareer Podcast.

Kristina Appel: Du interessierst dich für aktuelle

Kristina Appel: Diskurse aus Wirtschaft,

Kristina Appel: Wissenschaft, Politik und

Kristina Appel: Gesellschaft, und das insbesondere

Kristina Appel: aus einer weiblichen Perspektive?

Kristina Appel: Vielleicht wünschst du dir

Kristina Appel: persönliche Einblicke in den

Kristina Appel: Arbeitsalltag von Menschen und

Kristina Appel: Unternehmen, die sich dem

Kristina Appel: gesellschaftlichen und

Kristina Appel: wirtschaftlichen Wandel stellen?

Kristina Appel: Dann bist du hier genau richtig.

Kristina Appel: Deutschland ist strukturkonservativ,

Kristina Appel: sagt die Journalistin Anne Theiss.

Kristina Appel: Das heißt, der demografische Wandel

Kristina Appel: wird oft ignoriert.

Kristina Appel: Und diese unzuverlässige

Kristina Appel: Infrastruktur, das weiß sie aus

Kristina Appel: eigener Erfahrung, verheizt

Kristina Appel: Mütter.

Kristina Appel: In einer Wirtschaft wie der

Kristina Appel: Deutschen, die auf Patente, Talente,

Kristina Appel: Erfindungen und Menschen setzt, sind

Kristina Appel: auch Mütter wichtige Ressourcen.

Kristina Appel: Im Live-Gespräch mit Stefanie

Kristina Appel: Hornung erklärt die Autorin: Es

Kristina Appel: mag provokativ wirken, Mutterschaft

Kristina Appel: in den wirtschaftlichen Kontext zu

Kristina Appel: setzen.

Kristina Appel: Aber nur so bekommen Mütterm auch

Kristina Appel: eine starke Lobby.

Stefanie Hornung: Hallo zusammen!

Stefanie Hornung: Schön, dass ihr da seid.

Stefanie Hornung: Dass die Wirtschaft nicht auf

Stefanie Hornung: das Potential von Mütter verzichten

Stefanie Hornung: kann, ich denke,

Stefanie Hornung: da sind sich hier manche einig.

Stefanie Hornung: Wenn wir woanders schauen,

Stefanie Hornung: sieht es aber vielleicht anders aus.

Stefanie Hornung: Und ist es denn auch so, dass wir

Stefanie Hornung: genug tun, damit Frauen

Stefanie Hornung: und vor allem Mütter ihr Potential

Stefanie Hornung: freisetzen können, als Gesellschaft,

Stefanie Hornung: als Unternehmen?

Stefanie Hornung: Als Frauen in Entscheiderpositionen

Stefanie Hornung: oder als Mitglieder von

Stefanie Hornung: Netzwerken.

Stefanie Hornung: Viele Frauen, die

Stefanie Hornung: Mütter werden, stellen eher

Stefanie Hornung: fest, na ja, mit der

Stefanie Hornung: Chancengleichheit, das habe ich mir

Stefanie Hornung: irgendwie anders vorgestellt und

Stefanie Hornung: verlässliche Bedingungen für meine

Stefanie Hornung: Berufstätigkeit finde ich auch nicht

Stefanie Hornung: vor.

Stefanie Hornung: Was sind eigentlich die Gründe

Stefanie Hornung: dafür? Woran liegt das?

Stefanie Hornung: Darum geht das in diesem Buch,

Stefanie Hornung: "Die Abwertung der Mütter".

Stefanie Hornung: Und ich habe jetzt das Vergnügen,

Stefanie Hornung: mit der Autorin mich zu unterhalten.

Stefanie Hornung: Sie selbst ist Mutter von zwei

Stefanie Hornung: Kindern.

Stefanie Hornung: Eines hat eine Behinderung.

Stefanie Hornung: Sie ist Journalistin, hat die

Stefanie Hornung: Burda-Journalisten-Schule besucht,

Stefanie Hornung: arbeitet unter anderem für bunte.de

Stefanie Hornung: und für "Focus" und war persönliche

Stefanie Hornung: Referentin von Hubert Burda.

Stefanie Hornung: Und sie sagt, sie kommt aus einem

Stefanie Hornung: traditionellen Umfeld.

Stefanie Hornung: Herzlich willkommen, Anne Theiss.

Stefanie Hornung: Mein Name ist Stefanie Hornung,

Stefanie Hornung: ich bin freie Journalistin und

Stefanie Hornung: "New Pay"-Initiatorin und

Stefanie Hornung: ich hoffe, dass wir den einen oder

Stefanie Hornung: anderen Punkt, wenn es so um die

Stefanie Hornung: Gründe oder die Wege aus dem Dilemma

Stefanie Hornung: geht, auch mal kritisch beleuchten,

Stefanie Hornung: weil das Buch ist ein

Stefanie Hornung: Debattenbeitrag und es

Stefanie Hornung: geht ja schon los mit dem Titel,

Stefanie Hornung: "Die Abwertung der Mütter".

Stefanie Hornung: Es heißt nicht so die

Stefanie Hornung: Geringschätzung der Müter, sondern

Stefanie Hornung: die Abwertung.

Stefanie Hornung: Das ist ja schon fast eine

Stefanie Hornung: Provokation.

Stefanie Hornung: Inwiefern, Anne, werden Mütter

Stefanie Hornung: abgewertet?

Anne Theiss: Ja, ich habe ja tatsächlich bei dem

Anne Theiss: Titel und beim Verlag, wir zusammen

Anne Theiss: haben uns überlegt, es schadet mal

Anne Theiss: nicht in Deutschland so einen

Anne Theiss: zapfigen Titel zu nehmen und auch

Anne Theiss: provokativen bei dem Thema Mütter,

Anne Theiss: weil es ist ja erstaunlich, dass wir

Anne Theiss: in Deutschland, also die Deutschen

Anne Theiss: an sich sind ja eher so als

Anne Theiss: Pessimisten bekannt, aber beim Thema

Anne Theiss: Mutterschaft, da streichen wir dann

Anne Theiss: so rosarote Farbe drüber.

Anne Theiss: Meine These ist, dass wir

Anne Theiss: es immer noch nicht schaffen, Mütter

Anne Theiss: in ihrer Wahlfreiheit zu bestärken

Anne Theiss: und gerade Mütter, die wir

Anne Theiss: eigentlich brauchen, berufstätige

Anne Theiss: Mütter, die auch bereit sind,

Anne Theiss: frühzeitig nach der Geburt wieder zu

Anne Theiss: arbeiten oder in Vollzeit

Anne Theiss: aufzuwerten.

Anne Theiss: Wir erleben hier, ich denke auch,

Anne Theiss: wahrscheinlich viele Frauen im

Anne Theiss: Publikum, ich selbst hab's auch

Anne Theiss: erlebt. Als ich frühzeitig wieder

Anne Theiss: angefangen habe zu arbeiten, dass

Anne Theiss: ich durchaus relativ brutale

Anne Theiss: Kommentare gehört habe, das

Anne Theiss: ist eben kurios, wie ich auch in dem

Anne Theiss: Buch schreibe, ist es kurios, dass

Anne Theiss: wir etwas abwerten, was wir

Anne Theiss: eigentlich dringend brauchen in

Anne Theiss: Zeiten von Arbeitskräftemangel und

Anne Theiss: demografischem Wandel.

Stefanie Hornung: Brutale Worte hast du da gehört?

Stefanie Hornung: Welches Mütterbild steckt da

Stefanie Hornung: vielleicht dahinter?

Anne Theiss: Ach, da habe ich viele, in

Anne Theiss: Anführungszeichen, "schöne" Sachen

Anne Theiss: gehört, wie ein Kind in die Kita

Anne Theiss: zu schicken sei Kinderarbeit,

Anne Theiss: sei natürlich schlecht für die

Anne Theiss: Entwicklung und etc.

Anne Theiss: pp. Und da hat mich tatsächlich,

Anne Theiss: ja, auch in den letzten

Anne Theiss: Jahren, als ich mit dem Buch

Anne Theiss: unterwegs war, auch noch mal

Anne Theiss: erstaunt, wie doch noch tief die

Anne Theiss: Prägungen sitzen.

Anne Theiss: Und wir haben in Deutschland einfach

Anne Theiss: ein Mütterbild, das stark darauf

Anne Theiss: fokussiert ist, in Normen zu sein,

Anne Theiss: Teil der Masse zu sein und Teil der

Anne Theiss: Massen, dass es wirklich immer noch

Anne Theiss: akzeptiert wird, ist, hauptsächlich

Anne Theiss: bei den Kindern zu sein, in Teilzeit

Anne Theiss: zu arbeiten.

Anne Theiss: Wir haben eine der höchsten

Anne Theiss: Teilzeitquoten von Müttern

Anne Theiss: oder von Frauen hier in Deutschland.

Anne Theiss: Und ja, dabei brauchen wir was

Anne Theiss: anderes. Und ich zitiere immer gerne

Anne Theiss: Belén Garijo, die CEO von Merck,

Anne Theiss: die überall auf der Welt unterwegs

Anne Theiss: war, und sie kam nach Deutschland

Anne Theiss: und sagte in einer ihm ersten

Anne Theiss: Interview, sie habe

Anne Theiss: noch nie einen so hohen sozialen

Anne Theiss: Druck auf Frauen, aber insbesondere

Anne Theiss: eben Mütter, gespürt.

Anne Theiss: Und da müssen wir natürlich in

Anne Theiss: diesem Land schon nachdenken und

Anne Theiss: reflektieren. In einem Land, in dem

Anne Theiss: wir nicht viele Ressourcen haben,

Anne Theiss: sondern eigentlich vor allem das

Anne Theiss: schöne Wort Human Resources.

Stefanie Hornung: Wo kommt das denn her,

Stefanie Hornung: dass wir in Deutschland so

Stefanie Hornung: ein Mutterbild haben?

Stefanie Hornung: Und naja, ich hab gedacht, wir wären

Stefanie Hornung: vielleicht schon ein bisschen weiter.

Stefanie Hornung: Hat sich da nichts getan in

Stefanie Hornung: den letzten Jahren, Jahrzehnten?

Anne Theiss: Ja, leider muss man sagen,

Anne Theiss: nicht so viel, zu wenig.

Anne Theiss: Ich habe letztendlich bei einem

Anne Theiss: Vortrag an der Politischen Akademie

Anne Theiss: in Turzing und da meinte die

Anne Theiss: Referentin Giulia Mennillo,

Anne Theiss: dass wir in einem offenbar sehr

Anne Theiss: starken, strukturkonservativen

Anne Theiss: Land wohnen.

Anne Theiss: Also wir haben es nicht geschafft,

Anne Theiss: über die letzten Jahrzehnte ein

Anne Theiss: Frauenbild mit aufzubauen

Anne Theiss: und mit zu prägen, das ist ja

Anne Theiss: einmal politisch, aber eben auch

Anne Theiss: gesellschaftlich, zu

Anne Theiss: Prägen, in dem es normal ist, dass

Anne Theiss: wenn man auch Kinder hat, arbeitet.

Anne Theiss: In dem es normal ist, das man auf

Anne Theiss: gleicher Ebene wie der Mann

Anne Theiss: steht.

Anne Theiss: Und interessant ist auch, dass wir

Anne Theiss: zum Beispiel 150 familienpolitische

Anne Theiss: Maßnahmen in diesem Land haben.

Anne Theiss: Da sind wir einmal im oberen

Anne Theiss: Segment im europäischen Vergleich.

Anne Theiss: Also wirklich top.

Anne Theiss: Aber wir schaffen es nicht, dass

Anne Theiss: diese Maßnahmen ankommen und ganz

Anne Theiss: wenige der Maßnahmen sind auf

Anne Theiss: Gleichberechtigung aus.

Anne Theiss: Und wir sehen es ja dann an so

Anne Theiss: Maßnahmen wie Elterngeld,

Anne Theiss: Elternzeit.

Anne Theiss: In Island zum Beispiel bekommt

Anne Theiss: man nur die die höchsten Bezüge,

Anne Theiss: wenn beide, Vater und Mutter, in

Anne Theiss: Elternzeit gehen.

Anne Theiss: Führt dazu, dass 96 Prozent der

Anne Theiss: Väter Elternzeit nehmen.

Anne Theiss: Also es wäre so

Anne Theiss: einfach, das auch anzupassen und

Anne Theiss: diese familienpolitischen Maßnahmen

Anne Theiss: auf die Gleichberechnung auszulegen,

Anne Theiss: aber wir machen es nicht und das

Anne Theiss: muss wohl auch damit einhergehen,

Anne Theiss: dass wir offenbar sehr

Anne Theiss: strukturkonservativ denken, dass

Anne Theiss: an den Schaltstellen, dass wir aber

Anne Theiss: auch als Gesellschaft offenbar noch

Anne Theiss: sehr konservativ sind, weil die

Anne Theiss: Politik, die Entscheiderinnen werden

Anne Theiss: eben auch von uns

Anne Theiss: gewählt.

Anne Theiss: Dann sehen wir natürlich den

Anne Theiss: demografischen Wandel.

Anne Theiss: Gerade in Westdeutschland wurde das

Anne Theiss: Ernährermodell in der Mehrheit

Anne Theiss: gelebt.

Anne Theiss: Ich erlebe auch auf meinen Lesungen

Anne Theiss: da auch noch die ein oder andere

Anne Theiss: Kränkung, gerade von älteren

Anne Theiss: Frauen, die dann im Ernährermodell

Anne Theiss: gelebt haben,

Anne Theiss: erlebe ich auch den ein oder anderen

Anne Theiss: Angriff, also da spürt

Anne Theiss: man, dass wir da durchaus eine

Anne Theiss: Herausforderung vor uns haben, die

Anne Theiss: wir aber angehen müssen, weil wir

Anne Theiss: nämlich eben etwas anderes brauchen.

Stefanie Hornung: Also das heißt, wir bewegen uns

Stefanie Hornung: hier schon ein Stück weit in einer

Stefanie Hornung: Blase. Du hast jetzt gesagt, die

Stefanie Hornung: älteren Frauen fühlen sich

Stefanie Hornung: dann vor allem angegriffen.

Stefanie Hornung: Ist es eine Generationenfrage?

Stefanie Hornung: Gibt es vielleicht auch einen

Stefanie Hornung: Unterschied zwischen Stadt

Stefanie Hornung: und Stadt?

Anne Theiss: Was das Mütterbild betrifft,

Anne Theiss: ja, ich glaube tatsächlich, dass es

Anne Theiss: ein größerer Generationenkonflikt

Anne Theiss: ist, größer als wir eigentlich

Anne Theiss: meinen.

Anne Theiss: Ich glaube auch, dass das speziell

Anne Theiss: ein Generationenkonflikt unter

Anne Theiss: Frauen ist, weil wir jetzt

Anne Theiss: gerade eigentlich extrem darauf

Anne Theiss: angewiesen wären, dass wir

Anne Theiss: solidarisch ein Land sind und dass

Anne Theiss: wir zum Beispiel, wenn wir früher

Anne Theiss: ein anderes Modell gelebt haben,

Anne Theiss: jetzt umdenken und die jüngeren

Anne Theiss: Frauen mit minderjährigen Kindern

Anne Theiss: unterstützen, solidarisch

Anne Theiss: sind, gerade auch wenn

Anne Theiss: Kitaplatzmangel etc., dass wir in

Anne Theiss: der Gesellschaft mehr zusammen

Anne Theiss: wachsen, und da

Anne Theiss: gibt es noch Kapazität, da gibt's

Anne Theiss: noch Luft nach oben.

Anne Theiss: Die größte Herausforderung ist, dass

Anne Theiss: wir eigentlich im Endeffekt in das

Anne Theiss: Umdenken kommen und in das

Anne Theiss: Reflektieren.

Anne Theiss: Was brauchen wir heute, was haben

Anne Theiss: wir früher gelebt, und einen

Anne Theiss: tragischen Fall finde ich ja auch

Anne Theiss: immer, dass sozusagen wir den

Anne Theiss: Kitaplatzmangel in

Anne Theiss: den Osten Deutschlands exportiert

Anne Theiss: haben. Dass 2017 es

Anne Theiss: in Leipzig Kitaplatzmangel gab,

Anne Theiss: wo wirklich die Gleichberechtigung

Anne Theiss: etwas war in den neuen

Anne Theiss: Bundesländern, die wirklich gut war,

Anne Theiss: die wir eigentlich hätten mal

Anne Theiss: andersrum exportieren können.

Anne Theiss: Da gibt es eben noch viel zu tun und

Anne Theiss: ja, ich glaube, das ist ein Generationenkonflikt

Anne Theiss: und das ist ein Mangel an

Anne Theiss: Reflektion, der da dahinter steckt.

Stefanie Hornung: Auf die möglichen Lösungswege

Stefanie Hornung: schauen wir nachher nochmal.

Stefanie Hornung: Lass uns doch ein bisschen mehr über

Stefanie Hornung: dich erfahren und über deine

Stefanie Hornung: persönliche Geschichte.

Stefanie Hornung: Du sagst ja auch, wenn Mütter

Stefanie Hornung: nicht diesem traditionellen

Stefanie Hornung: Mütternbild entsprechen, dann

Stefanie Hornung: werden sie noch stärker abgewertet.

Stefanie Hornung: Was hast du denn auch in deiner

Stefanie Hornung: Familie, bei deiner Schwester,

Stefanie Hornung: was hast du da erlebt?

Anne Theiss: Ja, ich hab tatsächlich noch zwei

Anne Theiss: Schwestern und wir leben alle

Anne Theiss: Modelle, die außerhalb der Norm

Anne Theiss: sind. Und meine Schwester hat mit 19

Anne Theiss: ein Kind bekommen.

Anne Theiss: In den Verhältnissen, in denen ich

Anne Theiss: groß geworden bin, konservativ,

Anne Theiss: schwäbische Mittelstadt, da war das

Anne Theiss: dann schon noch ein Skandal.

Anne Theiss: Kann man sich nicht vorstellen, aber

Anne Theiss: es war noch ein Skandal.

Anne Theiss: Und ich hab das als 12-Jährige

Anne Theiss: erlebt und hab damals schon mir so

Anne Theiss: gedacht so, hä, sie hat ja keine

Anne Theiss: Drogen genommen.

Anne Theiss: Also sie kriegt ein Kind.

Anne Theiss: Und hab das irgendwie in meinem

Anne Theiss: kindlichen Gehirn nicht so ganz

Anne Theiss: verarbeitet und dann hat es aber

Anne Theiss: dann schon so angefangen, dass ich

Anne Theiss: gemerkt habe, da stimmt was nicht.

Anne Theiss: Ich selbst würde dann eben mit

Anne Theiss: Anfang 30 Mutter und relativ

Anne Theiss: schnell hat sich herausgestellt,

Anne Theiss: dass mein Kind eine Behinderung hat.

Anne Theiss: Da bin ich also auch zu einer Mutter

Anne Theiss: außerhalb der Norm geworden.

Anne Theiss: Und meine mittlere Schwester hat

Anne Theiss: eben keine Kinder, bewusst,

Anne Theiss: und lebt gern als Kinderlose.

Anne Theiss: Und von dem her haben wir ein

Anne Theiss: gemeinsames Thema, das ist nämlich

Anne Theiss: das wir durchaus merken, dass

Anne Theiss: man relativ schnell diskriminiert

Anne Theiss: wird, wenn man nicht zur Norm

Anne Theiss: gehört. Und auch das macht wiederum

Anne Theiss: keinen Sinn. Und ich bin da eben

Anne Theiss: auch eine große

Anne Theiss: Fürsprecherin aus eigenem Bedürfnis,

Anne Theiss: aber auch, weil ich habe jetzt meine

Anne Theiss: Tochter, da kann ich es relativ gut

Anne Theiss: noch mit einer Berufstätigkeit

Anne Theiss: verbinden, aber es gibt halt eben

Anne Theiss: auch viele pflegende Mütter, die das

Anne Theiss: nicht so einfach können und an die

Anne Theiss: man gar nicht mehr denkt und die

Anne Theiss: einfach sofort abgeschrieben sind,

Anne Theiss: obwohl sie gut ausgebildet sind,

Anne Theiss: obwohl sie gerne arbeiten möchten.

Anne Theiss: Die Gesellschaft, der Staat sagt ja

Anne Theiss: sozusagen, selbst schuld, du

Anne Theiss: pflegst jetzt und bleibst zuhause,

Anne Theiss: und die ganzen Maßnahmen, die wir

Anne Theiss: zwar schon auch haben, sind gut

Anne Theiss: in Teilen finanziell, muss man auch

Anne Theiss: wirklich sagen. Wir haben ja in

Anne Theiss: gewisser Weise eine bezahlte

Anne Theiss: Care-Arbeit, wenn es um pflegende

Anne Theiss: Elternschaft geht,

Anne Theiss: aber trotzdem wird es der Frau

Anne Theiss: eigentlich nicht leicht gemacht

Anne Theiss: wieder zu arbeiten, wenn sie diese

Anne Theiss: Extremsituation hat.

Anne Theiss: Das ist sozusagen meine persönliche

Anne Theiss: Geschichte und etwas ein Zufall,

Anne Theiss: aber vielleicht hat es auch dazu

Anne Theiss: geführt, dass ich so ein Buch

Anne Theiss: schreibe mit so einem Titel, aber

Anne Theiss: ich bin durchaus

Anne Theiss: in Teilen da auch wütend gewesen und

Anne Theiss: bin es auch teilweise immer noch,

Anne Theiss: wie da mit Müttern umgegangen wird,

Anne Theiss: aber ich versuche es immer in eine

Anne Theiss: produktive Wut übergehen

Anne Theiss: zu lassen und zu sagen, Leute wir

Anne Theiss: müssen hier was ändern, das kann

Anne Theiss: nicht mehr sein, dass wir Mütter,

Anne Theiss: die nicht verheiratet sind oder

Anne Theiss: Jungmutter werden.

Anne Theiss: Irgendwie ausschließen oder auch

Anne Theiss: kinderlose fragen warum sie keine

Anne Theiss: Kinder haben.

Anne Theiss: Das geht euch nichts an.

Anne Theiss: Das ist privat.

Anne Theiss: Wir müssen Mutterschaft freier,

Anne Theiss: liberaler, moderner, attraktiver

Anne Theiss: machen.

Stefanie Hornung: Das Besondere an deinem Buch ist ja

Stefanie Hornung: auch, dass es jetzt nicht nur

Stefanie Hornung: deine persönliche

Stefanie Hornung: Geschichte ist, sondern dass du den

Stefanie Hornung: Mutterbegriff in einen

Stefanie Hornung: wirtschaftlichen Kontext stellst.

Stefanie Hornung: Also du erklärst, dass die Abwertung

Stefanie Hornung: der Mütter uns auch den

Stefanie Hornung: Wohlstand kosten kann

Stefanie Hornung: wirklich. Also welchen Zusammenhang

Stefanie Hornung: siehst du denn da konkret noch mal?

Anne Theiss: Vielleicht auch so ein bisschen zum

Anne Theiss: persönlichen Hintergrund.

Anne Theiss: Ich bin in einer Unternehmerfamilie

Anne Theiss: großgeworden, aber in einem

Anne Theiss: Ernährermodell.

Anne Theiss: Und das Kuriose daran ist ja auch,

Anne Theiss: dass das eben eher die Masse ist.

Anne Theiss: Und jetzt brauchen auf einmal die

Anne Theiss: Unternehmerinnen und Unternehmer,

Anne Theiss: jetzt halt die Unternehmer tatsächlich in

Anne Theiss: dem Falle, eigentlich die

Anne Theiss: berufstätigen Mütter und leben

Anne Theiss: daheim aber noch ein anderes Modell.

Anne Theiss: Das fand ich eben als Journalistin

Anne Theiss: jetzt auch dieses Kurirose an der

Anne Theiss: ganzen Geschichte.

Anne Theiss: Wir brauchen als Wirtschaft die

Anne Theiss: beruftstätigen Mütter und haben aber

Anne Theiss: eine so starke gesellschaftliche

Anne Theiss: Norm, wie Mütter zu sein haben,

Anne Theiss: dass da was aufeinanderclasht, was

Anne Theiss: am Schluss nicht gut ausgeht, wenn

Anne Theiss: wir da eben jetzt nicht

Anne Theiss: entgegensteuern.

Anne Theiss: Und wir können, und das ist eben

Anne Theiss: auch etwas, was ich anprangere und

Anne Theiss: wo ich aber auch die große Lösung

Anne Theiss: sehe, wir können mit so einer

Anne Theiss: Infrastruktur, wie wir sie gerade

Anne Theiss: haben, so unzuverlässig

Anne Theiss: sie ist,

Anne Theiss: Kitaplatzmangel, kommen wir nicht

Anne Theiss: weiter und wir verheizen auch

Anne Theiss: gerade berufstätige Mütter, die

Anne Theiss: halt nun mal in diesem Land den

Anne Theiss: Großteil der Care-Arbeit übernehmen

Anne Theiss: und die halt nun mal in der Masse

Anne Theiss: auch in Teilzeit sind, also die eben

Anne Theiss: die große Verantwortung für die

Anne Theiss: Kinder haben.

Anne Theiss: Und es ist ja auch immer das Spannende,

Anne Theiss: wenn man mal Männer fragt, die jetzt

Anne Theiss: nicht den Hauptteil der Care-Arbeit

Anne Theiss: übernehmen, wie sie sich denn fühlen

Anne Theiss: würden, wenn sie eine Vollzeitverantwortung

Anne Theiss: gegenüber ihrer Arbeitgeberin oder

Anne Theiss: ihrem Arbeitgebern haben und morgens

Anne Theiss: die Kita anruft und sagt, ihr Kind

Anne Theiss: kann heute nicht kommen.

Anne Theiss: Im Notfall springen ja in

Anne Theiss: Deutschland auch immer noch in der

Anne Theiss: Masse die Mütter ein und dann

Anne Theiss: muss man auf einmal gucken, wie man

Anne Theiss: das alles schafft.

Anne Theiss: Und das geht auch auf Dauer, und das

Anne Theiss: ist eben auch mein großer Appell

Anne Theiss: auch, an die Gesundheit, die

Anne Theiss: langfristige Folgen mit sich bringt,

Anne Theiss: die auch wiederum die Gesamtheit

Anne Theiss: viel zu viel kostet.

Anne Theiss: Und wir sollten jetzt im Endeffekt

Anne Theiss: umdenken und ich weiß, Kitaplätze

Anne Theiss: können nicht so schnell aufgebaut

Anne Theiss: werden, aber es gibt auch

Anne Theiss: andere Möglichkeiten, es gibt

Anne Theiss: pragmatische Lösungen, in denen wir

Anne Theiss: alle ein bisschen mehr

Anne Theiss: zusammenhalten.

Stefanie Hornung: Ich denke, dass diese Argumentation

Stefanie Hornung: bei den Unternehmen sicher sehr

Stefanie Hornung: gut ankommt, aber du betrachtest

Stefanie Hornung: ja Mutterschaft dann quasi

Stefanie Hornung: als eine Art Ressource.

Stefanie Hornung: Und da kann ich mir vorstellen, da

Stefanie Hornung: gibt es durchaus auch Kritik oder

Stefanie Hornung: das sind dann vielleicht die, was du

Stefanie Hornung: erzählt hast, auf der Lesereise, die

Stefanie Hornung: Frauen, die auch sagen: Sehe ich

Stefanie Hornung: aber anders.

Anne Theiss: Ich denke, dass es ganz wichtig ist,

Anne Theiss: dass wir in Deutschland verstehen,

Anne Theiss: wie unsere Wirtschaft funktioniert.

Anne Theiss: Unsere Wirtschaft funktioniert über

Anne Theiss: Talente, Patente,

Anne Theiss: über Entwicklungen, über Menschen.

Anne Theiss: Wir sind Erfinderinnen und Erfinder,

Anne Theiss: worauf wir immer so stolz sind.

Anne Theiss: Es schadet uns allen nicht, auch uns

Anne Theiss: Müttern übrigens, dass wir uns

Anne Theiss: selbst auch als Ressource sehen,

Anne Theiss: dass das, was wir tun, eine

Anne Theiss: Ressource ist, die dieses Land in

Anne Theiss: Zeiten von demografischem Wandel

Anne Theiss: braucht. Und die Mutterschaft in den

Anne Theiss: wirtschaftspolitischen Kontext zu

Anne Theiss: setzen, ist, habe ich erfahren,

Anne Theiss: provokativ, aber meiner Ansicht

Anne Theiss: nach, vor allem nach der Erfahrung

Anne Theiss: des letzten Jahres,

Anne Theiss: wahnsinnig wichtig, dass wir das

Anne Theiss: immer mehr tun und dass wir uns auch

Anne Theiss: bewusst werden, dass sie Macht

Anne Theiss: bekommen haben.

Anne Theiss: Und die müssen wir einsetzen.

Anne Theiss: Die müssen wir in der Politik

Anne Theiss: einsetzen, die müssen wir aber auch

Anne Theiss: daneben einsetzen – wir müssen

Anne Theiss: uns dessen bewusst werden.

Anne Theiss: Und es ist natürlich schon ein

Anne Theiss: länger Thema, dass Eltern keine

Anne Theiss: Lobby haben, Mütter keine Lobbys

Anne Theiss: haben, aber wir müssen

Anne Theiss: sie uns schaffen und wir müssen

Anne Theiss: Gesicht zeigen.

Anne Theiss: Deswegen, ich stehe sehr zu dem

Anne Theiss: Titel, auch wenn ich da teilweise

Anne Theiss: da so, wie man im Bayerischen sagt,

Anne Theiss: eine Watschen bekommen hab.

Anne Theiss: Aber ich finde, genau solche Titel

Anne Theiss: braucht's mehr. Und es muss der

Anne Theiss: Finger in die Wunde gelegt werden.

Anne Theiss: Wir müssen sagen, was wir wert

Anne Theiss: sind und dass wir es verdient haben,

Anne Theiss: dass gut mit uns umgegangen wird.

Stefanie Hornung: Lass uns doch mal auf die Wege

Stefanie Hornung: schauen, wie wir da rauskommen.

Stefanie Hornung: Kinderbetreuung, hast du schon

Stefanie Hornung: erwähnt.

Stefanie Hornung: Was denkst du müsste da passieren?

Stefanie Hornung: Was liegt da im Moment aus

Stefanie Hornung: deiner Sicht im Argen?

Anne Theiss: Ja, natürlich vor allem mehr

Anne Theiss: Ressourcen.

Anne Theiss: In der Bundespolitik wurden ja jetzt

Anne Theiss: wieder die zwei Milliarden

Anne Theiss: verabschiedet für die Kita-Qualität.

Anne Theiss: Ich lese jegliche Studien, die mehr

Anne Theiss: Milliarden verlangen.

Anne Theiss: Die Bertelsmann Stiftung geht von

Anne Theiss: 12 Milliarden pro Jahr aus, die wir

Anne Theiss: eigentlich bräuchten.

Anne Theiss: Das Geld wäre ja im Endeffekt

Anne Theiss: da. Es wird nur falsch auch verlegt.

Anne Theiss: Das heißt immer, wir müssen jetzt überall

Anne Theiss: sparen. Aber wir haben dann auf der

Anne Theiss: anderen Seite Geld für Subventionen

Anne Theiss: für Halbleiterkonzerne, die

Anne Theiss: dann am Ende doch nicht kommen.

Anne Theiss: Oder wo man ja auch nicht weiß, wie

Anne Theiss: lange sie hierbleiben.

Anne Theiss: Ich bin ein absoluter

Anne Theiss: Wirtschaftsbefürworter und sage ja,

Anne Theiss: wir müssen auch natürlich in diese

Anne Theiss: Industrie investieren, wir müssen

Anne Theiss: die Lieferkettenunabhängigkeit

Anne Theiss: gewährleisten, aber es muss eher

Anne Theiss: effizient sein.

Anne Theiss: Und wenn diese Milliarden - im

Anne Theiss: Endeffekt waren 16 Milliarden

Anne Theiss: Subventionen, die für TSMC und

Anne Theiss: Infineon etc.

Anne Theiss: da und es kam gerade in der Zeit

Anne Theiss: raus, als es darum ging, die

Anne Theiss: Kita-Platzmenge und die Kitaqualität

Anne Theiss: nimmt so ab, da frage ich mich, wo

Anne Theiss: ist denn da die Fokussierung?

Anne Theiss: Und wir müssen ja auch jetzt schon

Anne Theiss: in die Zukunft denken.

Anne Theiss: Wir als Elterngeneration mit kleinen

Anne Theiss: Kindern stehen für Erschöpfung

Anne Theiss: für die jüngere Generation, die sich

Anne Theiss: jetzt gerade überlegen, ob sie

Anne Theiss: Kinder wollen.

Anne Theiss: Und da ist die Politik viel zu

Anne Theiss: kurzsichtig. Wir müssen umschichten,

Anne Theiss: wir müssen Milliarden in den

Anne Theiss: Kita-Ausbau setzen, Fachkräftemangel

Anne Theiss: beheben, auch durch Migration, durch

Anne Theiss: Umschulungen.

Anne Theiss: Wir haben in diesem Land auch viele

Anne Theiss: Rentnerinnen und Rentner, die gerne

Anne Theiss: weiterarbeiten möchten.

Anne Theiss: Das meine ich eben mit pragmatischen

Anne Theiss: Lösungen. Ich lasse mir doch nicht

Anne Theiss: sagen, dass es nicht möglich ist,

Anne Theiss: diese 400.000 Plätze nicht doch zu

Anne Theiss: schaffen.

Anne Theiss: Und eine andere ganz wichtige Sache

Anne Theiss: finde ich natürlich: Gleichberechtigung.

Anne Theiss: Also wir müssen an die Männer ran.

Anne Theiss: Wo sind die Männer? Toll, ich sehe

Anne Theiss: immer einen in der ersten Reihe.

Anne Theiss: Auf meine Lesungen kommen mir

Anne Theiss: ehrlicherweise immer noch zu wenige.

Anne Theiss: Wo sind denn die Männer, gerade auch

Anne Theiss: wenn es ums Thema Lobby geht oder

Anne Theiss: Väter, die mehr Elternzeit nehmen

Anne Theiss: und mehr als die zwei Monate, weil

Anne Theiss: das ist auch wissenschaftlich

Anne Theiss: nachgewiesen, erst ab drei Monaten

Anne Theiss: versteht man auch so ein bisschen,

Anne Theiss: was Care-Arbeit ist.

Stefanie Hornung: Wie machst du das denn persönlich?

Stefanie Hornung: Dein Mann kümmert sich genauso viel

Stefanie Hornung: wie du, oder?

Anne Theiss: Sagen wir es so, er hat eine

Anne Theiss: Entwicklung durchgemacht.

Anne Theiss: Wir sind da in

Anne Theiss: gewisser Weise privilegiert und

Anne Theiss: können uns sozusagen

Anne Theiss: auch Hilfe dazuholen.

Anne Theiss: Wir haben auch in Tutzing, woher ich

Anne Theiss: komme, keinen Kitaplatzmangel.

Anne Theiss: Und meine älteste Tochter, muss ich

Anne Theiss: sagen, ein positiver Aspekt der

Anne Theiss: Förderschule ist, dass sie eine

Anne Theiss: sensationelle Ganztagesbetreuung

Anne Theiss: hat.

Anne Theiss: Deswegen kann ich sagen, konnten wir

Anne Theiss: es auch durch die besondere

Anne Theiss: Situation von Ella am Anfang noch

Anne Theiss: nicht so gut.

Anne Theiss: Also ich habe reduziert.

Anne Theiss: Ich habe extrem reduziert, hatte

Anne Theiss: aber das Glück, dass mein

Anne Theiss: Arbeitgeber gesagt hat immer:

Anne Theiss: Bleiben Sie dran.

Anne Theiss: Ich mache Ihnen alles möglich.

Anne Theiss: Bleiben Sie flexibel.

Anne Theiss: Ich konnte Stunden erhöhen, Stunden

Anne Theiss: wieder reduzieren.

Anne Theiss: Das war auch eigentlich ein

Anne Theiss: Privileg, wie ich so teilweise

Anne Theiss: vernehme.

Anne Theiss: Ja, also wir haben auch

Anne Theiss: gearbeitet. Wir kommen beide aus

Anne Theiss: sehr konservativen Familien.

Anne Theiss: Also ich sage nicht, dass das von

Anne Theiss: Anfang an gut funktioniert hat.

Anne Theiss: Und ich sage auch, dass wir da

Anne Theiss: gerade als Frauen noch eine Arbeit

Anne Theiss: aufholen müssen, die eigentlich die

Anne Theiss: vorherigen Generationen hätten schon

Anne Theiss: leisten können.

Anne Theiss: Ich merke natürlich, dass auch da

Anne Theiss: Prägungen eine Rolle spielen.

Anne Theiss: Also mein Mann hat auch erst

Anne Theiss: sozusagen in unserer Ehe gelernt,

Anne Theiss: wie eine Waschmaschine funktioniert.

Anne Theiss: Und das ist natürlich zu spät.

Anne Theiss: Also wir müssen an die Prägung auch

Anne Theiss: ran. Und wir müssen, merke ich jetzt

Anne Theiss: schon bei meinem kleinen Sohn,

Anne Theiss: uns immer wieder bewusst werden und

Anne Theiss: reflektieren: Fördere ich ihn

Anne Theiss: genauso wie die Schwester, muss er

Anne Theiss: genauso im Haushalt mitarbeiten?

Anne Theiss: Und ich versuche natürlich auch

Anne Theiss: selbst ein Vorbild ihm zu sein, dass

Anne Theiss: er selbstverständlich mit einer

Anne Theiss: berufstätigen Mutter aufwächst.

Stefanie Hornung: Es ist ja so,

Stefanie Hornung: wir müssen wahrscheinlich alle

Stefanie Hornung: dafür bezahlen mit unserem

Stefanie Hornung: Wohlstand, wenn Mütter nicht

Stefanie Hornung: eingebunden sind und die gleichen

Stefanie Hornung: Chancen vorfinden wie

Stefanie Hornung: alle anderen auch.

Stefanie Hornung: Aber die Mütter selbst bezahlen ja

Stefanie Hornung: am meisten, also durch

Stefanie Hornung: das Ehegattensplitting.

Stefanie Hornung: Aber auch vor allem alleinerziehende

Stefanie Hornung: Mütter sind sehr stark von

Stefanie Hornung: Altersarmut betroffen.

Stefanie Hornung: Viele Mütter übernehmen nach

Stefanie Hornung: wie vor den Großteil der

Stefanie Hornung: Care-Arbeit, sie arbeiten

Stefanie Hornung: in Teilzeit.

Stefanie Hornung: Ich glaube, es sind, ich habe mir

Stefanie Hornung: mal die Zahl rausgesucht, 67

Stefanie Hornung: Prozent der Mütter, die

Stefanie Hornung: in Teilzeit arbeiten

Stefanie Hornung: und länger in

Stefanie Hornung: Elternzeit gehen als die Männer, und

Stefanie Hornung: das bremst einfach ihre Karriere.

Stefanie Hornung: Also wir sehen das am Gender Pay

Stefanie Hornung: Gap, wir sehen das im

Stefanie Hornung: direkten Vergleich, wir sehen es

Stefanie Hornung: aber auch über ein komplettes Leben.

Stefanie Hornung: Wo sollten wir denn da ansetzen?

Stefanie Hornung: Gibt es da vielleicht noch weitere

Stefanie Hornung: Ideen deinerseits?

Anne Theiss: Ja, wenn du Ehegattensplitting

Anne Theiss: sagst, fordere ich natürlich sofort

Anne Theiss: die Abschaffung, obwohl ich

Anne Theiss: tatsächlich sogar selbst davon

Anne Theiss: profitiere.

Anne Theiss: Sowas muss weg.

Anne Theiss: In Schweden haben sie das schon in

Anne Theiss: den 1970er Jahren geschafft.

Anne Theiss: Und wir sehen, Schweden ist für uns

Anne Theiss: ja immer das erste Vorbild, das wir

Anne Theiss: nennen.

Anne Theiss: Das meinte ich eben auch vorher mit

Anne Theiss: den familienpolitischen Maßnahmen.

Anne Theiss: Also wir müssen natürlich mal

Anne Theiss: reflektieren, ob das, was wir

Anne Theiss: verabschieden, oder das, was wir als

Anne Theiss: Gesetze haben, überhaupt so

Anne Theiss: gestaltet ist, dass es auch das

Anne Theiss: bringt, was wir eigentlich wollen

Anne Theiss: und was wir brauchen.

Anne Theiss: Wir müssen da nur über die

Anne Theiss: Ländergrenzen hinweggucken, das

Anne Theiss: wird auch alles schon gelebt.

Anne Theiss: In Deutschland müssen wir jetzt wirklich

Anne Theiss: schauen, dass wir uns da nicht

Anne Theiss: abhängen lassen.

Anne Theiss: Ich denke auch, ich spreche auch ab

Anne Theiss: und an mit Menschen, die viel in der

Anne Theiss: Welt herumkommen, viel in der

Anne Theiss: internationalen Wirtschaft unterwegs

Anne Theiss: sind, die sich auch teilweise

Anne Theiss: sorgenvoll eben über die Situation

Anne Theiss: in Deutschland äußern und sagen,

Anne Theiss: wir müssen halt schon auch

Anne Theiss: aufpassen, dass wir keine Utopien

Anne Theiss: fordern und über diese diskutieren,

Anne Theiss: sondern dass wir auch immer wieder

Anne Theiss: zurückkommen: Was ist unser

Anne Theiss: Wirtschaftssystem, wie funktioniert

Anne Theiss: unsere Wirtschaft?

Anne Theiss: Da will ich jetzt gerade so ein

Anne Theiss: bisschen drauf hinaus auf die

Anne Theiss: Bezahlung der Care-Arbeit, was ja so

Anne Theiss: allgemein so die große Debatte

Anne Theiss: ist. Und da ist eben meine Meinung

Anne Theiss: ganz klar, das ist eben

Anne Theiss: nicht das, was uns wirklich

Anne Theiss: weiterbringt, wenn wir das auch so

Anne Theiss: in der Masse fordern.

Anne Theiss: Ich finde, ich bin absolut für die

Anne Theiss: Sichtbarkeit von Care-Arbeit, aber

Anne Theiss: ich bin dafür, dass es

Anne Theiss: gleichberechtigt einfach aufgeteilt

Anne Theiss: wird und dass wir sehen, dass wir

Anne Theiss: Anreize schaffen,

Anne Theiss: dass wir Frauen in die

Anne Theiss: Berufstätigkeit bringen, denn durch

Anne Theiss: eine Bezahlung der Care-Arbeit, die

Anne Theiss: im Privaten stattfindet, haben wir

Anne Theiss: sie wieder nicht auf dem

Anne Theiss: Arbeitsmarkt und können dann

Anne Theiss: wiederum Altersarmut weniger

Anne Theiss: verhindern.

Anne Theiss: Und Care-Arbeit in dem Sinne könnte

Anne Theiss: ganz einfach bezahlt werden, wenn

Anne Theiss: man das Ernährermodell lebt,

Anne Theiss: man einfach sagt, sich hinhockt im

Anne Theiss: Privaten und sagt, du gehst

Anne Theiss: arbeiten, ich kriege davon die

Anne Theiss: Hälfte und wir teilen

Anne Theiss: dieses Gehalt auf.

Anne Theiss: Die Debatte ist mir manchmal einfach

Anne Theiss: so fokussiert auf ein Thema,

Anne Theiss: das uns allgemein nicht weiterbringt

Anne Theiss: und auch die Politik dann so ein

Anne Theiss: bisschen zurücklehnen lässt, weil

Anne Theiss: sie sagt, da muss ich mich ja nicht

Anne Theiss: drum kümmern. Wenn wir konkreter die

Anne Theiss: Dinge fordern, wenn wir wütender

Anne Theiss: sind, wenn wir wirklich sagen,

Anne Theiss: Ganztagesbetreuung, 2026

Anne Theiss: kommt jetzt der Anspruch auf die

Anne Theiss: Ganztagsbetreuungen der

Anne Theiss: Grundschulkinder.

Anne Theiss: Wie sieht es da aus?

Anne Theiss: Wie machen wir das?

Anne Theiss: Lobby, uns zusammentun und nicht

Anne Theiss: immer zurückschrecken, wenn es um

Anne Theiss: Wut geht, wenn es in Bezug auf

Anne Theiss: Mutterschaft oder Elternschaft geht.

Anne Theiss: Wir haben Grund, wütend zu sein und

Anne Theiss: wir sollten das viel mehr äußern und

Anne Theiss: uns zusammentun, Mann wie Frau,

Anne Theiss: und zusammen kämpfen und zwar jetzt.

Anne Theiss: Jetzt haben wir die Macht, das auch

Anne Theiss: zu tun.

Anne Theiss: Wobei man tatsächlich sagen muss,

Anne Theiss: dass in den letzten zehn Jahren in

Anne Theiss: den Tarifrunden einiges aufgeholt

Anne Theiss: wurde.

Anne Theiss: Also das hat man ja auch gesehen.

Anne Theiss: Wir haben es geschafft, die

Anne Theiss: schlechte Bezahlung der

Anne Theiss: Erzieherinnen und Erziehern in den

Anne Theiss: Fokus zu rücken und das ist fast

Anne Theiss: passiert.

Anne Theiss: Meine Schwester arbeitet in der

Anne Theiss: Pflege und sie sagt immer, dass die

Anne Theiss: bessere Bezahlungen absolut wichtig,

Anne Theiss: aber fangen wir auch in der Gesellschaft

Anne Theiss: an.

Anne Theiss: So oft kommen Schüler zu ihr, sie

Anne Theiss: bildet Pflegeberufe aus, so oft

Anne Theiss: kommen Schüler zu ihr und sagen, ja,

Anne Theiss: meine Großmutter hat gesagt, warum

Anne Theiss: soll ich denn in der Pflege, warum

Anne Theiss: arbeite ich denn in der Pflege oder

Anne Theiss: mein Vater hat gesagt, ich soll doch

Anne Theiss: was Gescheites machen.

Anne Theiss: Da können wir auch selber was

Anne Theiss: dafür tun und den Berufen

Anne Theiss: an sich mehr Wert geben, nicht nur

Anne Theiss: durch Bezahlung, sondern auch durch

Anne Theiss: Ansehen und auch Umgang.

Anne Theiss: Ich höre oft auch von Erzieherinnen

Anne Theiss: und Erziehern, wie teilweise Eltern

Anne Theiss: mit ihnen sprechen, wie sie mit

Anne Theiss: ihnen umgehen.

Anne Theiss: Also da müssen wir natürlich auch

Anne Theiss: ein bisschen selbst reflektieren.

Anne Theiss: Wie wir uns gegenüber

Anne Theiss: und miteinander verhalten.

Stefanie Hornung: Wenn wir uns jetzt die aktuelle

Stefanie Hornung: Situation anschauen und wir

Stefanie Hornung: diskutieren ja nicht seit gestern

Stefanie Hornung: über diese Themen, dann

Stefanie Hornung: muss man sagen, naja,

Stefanie Hornung: richtig viel Fortschritte haben wir

Stefanie Hornung: nicht unbedingt gemacht.

Stefanie Hornung: Also vielleicht sogar Rückschritten.

Stefanie Hornung: Der Gender Care Gap besteht

Stefanie Hornung: weiterhin.

Stefanie Hornung: Die neuesten Zahlen sind, Frauen

Stefanie Hornung: leisten durchschnittlich acht

Stefanie Hornung: Stunden mehr unbezahlte Arbeit

Stefanie Hornung: pro Woche als Männer.

Stefanie Hornung: Kitas und Kindergärten verkürzen

Stefanie Hornung: ihre Öffnungszeiten.

Stefanie Hornung: In den USA zum Beispiel

Stefanie Hornung: ist auch so ein Bild, wie

Stefanie Hornung: das der Tradwives,

Stefanie Hornung: die Frau bleibt zuhause, umsorgt

Stefanie Hornung: ihren Mann.

Stefanie Hornung: Das wird auch wieder salonfähig

Stefanie Hornung: in manchen Kreisen.

Stefanie Hornung: Warum bewegen wir uns denn nicht vom

Stefanie Hornung: ...

Anne Theiss: Tatsächlich aber eine positive

Anne Theiss: Geschichte, wir müssen uns immer ein

Anne Theiss: bisschen im Positiven bleiben.

Anne Theiss: Die Tradwives sind ja eigentlich

Anne Theiss: Unternehmerinnen.

Anne Theiss: Also wenn ich eine Influencerin bin

Anne Theiss: und mich Tradwife nenne und dann

Anne Theiss: aber mit Werbung etc.

Anne Theiss: 100.000 Euro verdiene, dann bin ich

Anne Theiss: eine Unternehmerin.

Anne Theiss: Aber das muss man eben auch immer

Anne Theiss: dazu sagen. Das ist natürlich auch

Anne Theiss: so ein bisschen mehr Schein als

Anne Theiss: Sein.

Anne Theiss: Absolut. Wir müssen aufpassen, dass

Anne Theiss: wir nicht einen Rückschritt machen.

Anne Theiss: Dass wir nicht wieder auch, gerade

Anne Theiss: die Coronazeiten haben gezeigt, dass

Anne Theiss: auch gerade progressivere Männer

Anne Theiss: danach gesagt haben, ach Mensch, so

Anne Theiss: dieses traditionelle Bild, das taugt

Anne Theiss: mir eigentlich schon mehr, weil es

Anne Theiss: jetzt schon ein bisschen anstrengt,

Anne Theiss: dass da viele Mütter in

Anne Theiss: dieser Zeit reduziert haben, wenn

Anne Theiss: nicht sogar ganz wieder aus dem

Anne Theiss: Beruf ausgestiegen sind.

Anne Theiss: Also wir haben da zehn Jahre

Anne Theiss: Entwicklung verloren, 15 Jahre

Anne Theiss: Entwicklung verloren, die wir aber,

Anne Theiss: auch wieder um optimistisch zu

Anne Theiss: bleiben, ja, gerade durchaus relativ

Anne Theiss: schnell auch wieder aufgeholt haben.

Anne Theiss: Und ich habe auch das Gefühl, dass

Anne Theiss: gerade die Coronazeit auch gezeigt

Anne Theiss: hat, dass die Elternthemen auch

Anne Theiss: untereinander mehr besprochen werden

Anne Theiss: und dass man durchaus auf der

Anne Theiss: sozialen, auf den sozialen

Anne Theiss: Netzwerken sich verbindet.

Anne Theiss: Unpaid care work, wo ich

Anne Theiss: jetzt nicht vielleicht unbedingt die

Anne Theiss: gleiche Meinung habe, aber trotzdem

Anne Theiss: finde ich es gut, welche

Anne Theiss: Sichtbarkeit da entstanden ist für

Anne Theiss: Elternthemen, für Mütterthemen.

Anne Theiss: Also von dem her, ich habe schon das

Anne Theiss: Gefühl, dass man lauter wird.

Anne Theiss: Dass die Politik auch reagiert.

Anne Theiss: Es war eine Enttäuschung, dass es

Anne Theiss: gerade die Ampelregierung keines

Anne Theiss: ihrer familienpolitischen Projekte

Anne Theiss: durchgebracht hat.

Anne Theiss: Da merkt man auch unter Eltern eine

Anne Theiss: gewisse Frustration.

Anne Theiss: Aber ich habe schon das Gefühl,

Anne Theiss: dass man mehr wird, dass man lauter

Anne Theiss: wird, dass sie sichtbarer wird und

Anne Theiss: dass sich daraus dann auch etwas

Anne Theiss: ergeben wird, hoffentlich,

Anne Theiss: wenn wir da dranbleiben.

Stefanie Hornung: Du hast keine Angst, dass die

Stefanie Hornung: momentane Situation, die

Stefanie Hornung: wirtschaftliche Unsicherheit,

Stefanie Hornung: auch die geopolitische Lage,

Stefanie Hornung: dass das nicht dazu führen könnte,

Stefanie Hornung: dass wir vielleicht gerade

Stefanie Hornung: zurückfallen in ein altes

Stefanie Hornung: Mutterbild?

Anne Theiss: Aus meiner Sicht hat das die meiste

Anne Theiss: Auswirkung auf noch kinderlose

Anne Theiss: Frauen und ich habe jetzt für das

Anne Theiss: zweite Buch relativ viele Interviews

Anne Theiss: auch geführt, auch mit einer Frau,

Anne Theiss: die Workshops speziell zur

Anne Theiss: Kinderfrage anbietet und die spricht

Anne Theiss: mit ganz vielen jungen Frauen, so um

Anne Theiss: die 30, die sich eben diese

Anne Theiss: Kinderfragen jetzt stellen und

Anne Theiss: die meiste Antwort auf die Frage,

Anne Theiss: warum sie sich gerade keine

Anne Theiss: Kinder vorstellen können, ist Angst,

Anne Theiss: und da sprechen wir natürlich jetzt

Anne Theiss: über eine Entwicklung, wo es auch um

Anne Theiss: die Freiheit der Frauen geht, wenn

Anne Theiss: sich Frauen bewusst gegen ein Kind

Anne Theiss: entscheiden, ist das absolut richtig

Anne Theiss: und die richtige Entscheidung.

Anne Theiss: Das muss individuell frei sein.

Anne Theiss: Aber was ist, wenn Angst eine Rolle

Anne Theiss: spielt? Dann haben wir in dem Land

Anne Theiss: wieder ein Problem, ob wir wirklich

Anne Theiss: noch die Wahlfreiheit haben, Kinder

Anne Theiss: zu bekommen oder nicht.

Anne Theiss: Dann entscheiden sich Frauen aus

Anne Theiss: Angst nicht für

Anne Theiss: ein Kind, aus Angst Privilegien zu

Anne Theiss: verlieren, aber ja auch aus Angst,

Anne Theiss: in welcher Zukunft ich ein

Anne Theiss: Kind gebäre.

Anne Theiss: Wobei sie sagt, die Geopolitik, ja,

Anne Theiss: Kriege in der Ukraine, Klimawandel.

Anne Theiss: Das ist nicht der hauptsächliche

Anne Theiss: Grund. Der hauptsächliche Grund für

Anne Theiss: die Angst ist der Verlust der

Anne Theiss: Privilegien.

Anne Theiss: Und dass man allein mit dem Kind

Anne Theiss: dasteht. Auch da wieder die

Anne Theiss: Männerfrage: Wo sind die Männer?

Anne Theiss: Wir müssen da echt einen Sprung nach

Anne Theiss: vorne tun, weil die Kinderlosigkeit

Anne Theiss: nimmt zu.

Anne Theiss: Frauen kriegen weniger Kinder, als

Anne Theiss: sie eigentlich möchten.

Anne Theiss: Die Geburtenrate ist schon im ersten

Anne Theiss: Quartal 2024 rückläufig.

Anne Theiss: Also weniger als im ersten Quartal

Anne Theiss: 2023. Die Entwicklungen sind

Anne Theiss: schon so da, dass ich sage, das hat

Anne Theiss: eher die Auswirkungen auf die noch

Anne Theiss: kinderlosen Frauen, wo wir auch

Anne Theiss: hinschauen müssten.

Anne Theiss: Und wo wir auch den Fokus drauf

Anne Theiss: legen sollten,

Anne Theiss: für die Mütter, die Kinder haben,

Anne Theiss: für die Frauen, die Müter sind,

Anne Theiss: da muss ich schon sagen, da ist auch

Anne Theiss: eine gewisse Traurigkeit, die mich

Anne Theiss: da teilweise umgibt, weil man

Anne Theiss: natürlich so jetzt in dieser Rolle

Anne Theiss: ist und man hat die Kinder und man

Anne Theiss: muss in diese Zukunft springen und

Anne Theiss: ist aber währenddessen noch

Anne Theiss: irgendwie damit beschäftigt, dass

Anne Theiss: die grundlegende Infrastruktur

Anne Theiss: funktioniert, dass man nicht ganz

Anne Theiss: untergeht, auch mit der Gesundheit

Anne Theiss: irgendwie noch gut klarkommt und sie

Anne Theiss: nicht auf Dauer gefährdet.

Anne Theiss: Das ist eine sehr, sehr

Anne Theiss: schwierige Situation und ich fange

Anne Theiss: halt dann immer am Küchentisch an.

Anne Theiss: Ich versuche halt immer im Kleinen

Anne Theiss: dann auch immer wieder auch mit den

Anne Theiss: älteren Generationen zu sprechen,

Anne Theiss: weil bei der nächsten Bundestagswahl

Anne Theiss: ist der Altersdurchschnitt der

Anne Theiss: Wähler 60 Jahre.

Anne Theiss: Und wir müssen im

Anne Theiss: Endeffekt viel mehr darauf achten,

Anne Theiss: dass wir für unsere Belange auch die

Anne Theiss: Interessen der älternen Generation

Anne Theiss: gewinnen. Dass wir auch schauen,

Anne Theiss: dass die Parteien gewählt werden.

Anne Theiss: Und die Projekte durchgeführt werden

Anne Theiss: und auch Gesetze wirklich

Anne Theiss: verabschiedet werden, die für eine

Anne Theiss: Erleichterung sorgen und für eine

Anne Theiss: Unterstützung.

Stefanie Hornung: Kommentare oder Fragen.

Stefanie Hornung: Ich habe hier ein Mikrofon und

Stefanie Hornung: würde gerne jetzt die Runde öffnen,

Stefanie Hornung: wenn jemand eine

Stefanie Hornung: Frage hat.

Zuhörerin: Ich bin Katharina Wilmer aus

Zuhörerin: Leipzig, am

Zuhörerin: Forschungszentrum Helmholtz und selber Mutter

Zuhörerin: von zwei Kindern, und

Zuhörerin: wir versuchen auch insbesondere die

Zuhörerin: Mütter sehr zu

Zuhörerin: stärken und merken jetzt aktuell,

Zuhörerin: dass wir auch dafür

Zuhörerin: ganz intensiv auf die Väter

Zuhörerin: zugehen müssen.

Zuhörerin: Da ist meine Frage,

Zuhörerin: gibt es da vielleicht von Ihnen

Zuhörerin: Ideen, wie man das machen kann, weil

Zuhörerin: da sind wir gerade noch so ein

Zuhörerin: bisschen ratlos.

Anne Theiss: Ja, also ich glaube, das sind

Anne Theiss: tatsächlich die berühmten Role

Anne Theiss: Models, die auch in Unternehmen

Anne Theiss: gelebt werden müssen, und dass

Anne Theiss: einfach beide Geschlechter keine

Anne Theiss: Angst haben müssen, es zu tun.

Anne Theiss: Denn eines der größten Argumente

Anne Theiss: oder der am weitesten verbreiteten

Anne Theiss: Argumente von Männern ist ja, dann

Anne Theiss: werde ich schief angeschaut oder ich

Anne Theiss: habe Nachteile in der Karriere,

Anne Theiss: das antworte ich dann immer, ja

Anne Theiss: willkommen in meiner Haut.

Anne Theiss: Das ist halt nun mal das, wo man

Anne Theiss: einfach als Geschlecht auch sich

Anne Theiss: gegenseitig wahrnehmen muss und dann

Anne Theiss: einfach sagen muss, okay, jetzt

Anne Theiss: müssen wir mal ein bisschen an

Anne Theiss: unsere Privilegien ran und die auch

Anne Theiss: teilen.

Anne Theiss: Ich meine, Benefits zu

Anne Theiss: gestalten, das einfach attraktiv zu

Anne Theiss: machen, auch Workshops zu machen.

Anne Theiss: Also ich glaube, es sind Role

Anne Theiss: Models, es ist Arbeit, es sind

Anne Theiss: Workshop.

Anne Theiss: Es ist im kleinen

Anne Theiss: anfangen und dann groß werden

Anne Theiss: lassen.

Anne Theiss: Und am Ende kommt es aber natürlich

Anne Theiss: aufs Individuum an.

Anne Theiss: Den Mann, der sagt, okay,

Anne Theiss: ich mach das jetzt halt mal.

Anne Theiss: Und ich habe einen schönen

Anne Theiss: Kommentar, auch im Interview für

Anne Theiss: mein zweites Buch, gehört von einer

Anne Theiss: älteren Dame, die gesagt hat,

Anne Theiss: eigentlich dürfen die konservativen

Anne Theiss: Männer gar nicht mehr geheiratet

Anne Theiss: werden. Und vielleicht auch so für

Anne Theiss: die eigene Zukunft und die Zukunft

Anne Theiss: der Söhne, wenn man da mal ein

Anne Theiss: bisschen mitdenkt, es wird nicht

Anne Theiss: attraktiver.

Stefanie Hornung: Dein Buch beginnt ja

Stefanie Hornung: auch mit so einem Hinweis,

Stefanie Hornung: das sagt einem niemand.

Stefanie Hornung: Was hättest du denn gerne

Stefanie Hornung: gewusst, bevor du Mutter

Stefanie Hornung: geworden bist und was

Stefanie Hornung: würdest du deinem jüngeren Ich

Stefanie Hornung: raten, das noch kinderlos war?

Anne Theiss: Wähle weise den Arbeitgeber, was ich

Anne Theiss: tatsächlich auch dann gemacht habe,

Anne Theiss: aber ich hab's natürlich erst im

Anne Theiss: Nachhinein dann so richtig gespürt.

Anne Theiss: Das würde ich als kinderlosen

Anne Theiss: Frauen, sag ich mal, so raten.

Anne Theiss: Ich hätte mit meinem Mann mehr

Anne Theiss: gesprochen.

Anne Theiss: Also wir haben zwar gesprochen, wir

Anne Theiss: haben auch darüber gesprochen, bevor

Anne Theiss: ich schwanger wurde, was wir machen,

Anne Theiss: wenn ein Kind mit Behinderung auf

Anne Theiss: die Welt kommt. Und das war zum

Anne Theiss: Beispiel im Nachhinein total

Anne Theiss: wichtig, dass wir das Gespräch davor

Anne Theiss: hatten. Und das hätte ich aber auch

Anne Theiss: über Care-Arbeit machen, also zum

Anne Theiss: Thema Care-Arbeit vor der

Anne Theiss: Schwangerschaft und vor dem ersten

Anne Theiss: Kind besprechen sollen.

Anne Theiss: Grad wenn da noch so eine Situation

Anne Theiss: kommt, dass das Kind krank ist, dann

Anne Theiss: ist man unfassbar schnell in der

Anne Theiss: traditionellen Rolle drin.

Anne Theiss: Und man kommt unfassbar schwer da

Anne Theiss: auch wieder raus.

Anne Theiss: Viel mehr reden und viel mehr

Anne Theiss: Abmachungen treffen.

Anne Theiss: Knallharter Ehevertrag.

Anne Theiss: Aber nein, es ist so, auch wenn es

Anne Theiss: unromantisch klingt.

Anne Theiss: Wenn man zum Beispiel plant, dass

Anne Theiss: man auch gern mit dem Kind zu Hause

Anne Theiss: bleibt, ist das ja auch nicht

Anne Theiss: schlimm. Auch wenn übrigens die

Anne Theiss: Väter länger zu Hause bleiben.

Anne Theiss: Aber man muss klare finanzielle

Anne Theiss: Absprachen treffen und man muss es

Anne Theiss: festschreiben, um sich selbst

Anne Theiss: abzusichern.

Anne Theiss: Ganz einfach.

Anne Theiss: Die Dinge würde ich mir raten.

Anne Theiss: Einfach ein bisschen weniger rosarot,

Anne Theiss: bisschen weniger Romantik, mehr

Anne Theiss: Vernunft.

Anne Theiss: Ja, und dann im Nachhinein positiv

Anne Theiss: kann ich ja sagen, man kann den

Anne Theiss: konservativsten Mann heiraten und

Anne Theiss: trotzdem glücklich werden.

Anne Theiss: Man kriegt ihn so fast zu

Anne Theiss: Feministen. Wir sind auf einem guten

Anne Theiss: Weg.

Anne Theiss: Also sie können noch geheiratet

Anne Theiss: werden, aber das ist eben

Anne Theiss: gerade das, was wir wirklich, wo

Anne Theiss: wir einfach merken, wie wichtig die

Anne Theiss: Reflektion ist und auch die eigenen

Anne Theiss: Elternhäuser zu reflektieren, die

Anne Theiss: Prägungen zu reflektieren und dann

Anne Theiss: kann es ja auch wahnsinnig produktiv

Anne Theiss: und spannend sein, auf welchen Weg

Anne Theiss: man sich da beggibt, wenn man es

Anne Theiss: einfach mal neu macht.

Anne Theiss: Mut und ein bisschen Mut.

Anne Theiss: Schadet nicht.

Stefanie Hornung: Ganz vielen Dank, Anne.

Stefanie Hornung: Hat mir viel Spaß gemacht, mich mit

Stefanie Hornung: ihr zu unterhalten.

Stefanie Hornung: Einen Applaus für Anne Theiss,

Stefanie Hornung: bitte.

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