Männer als Verbündete – Über Ausreden, Ängste und eine gleichberechtigte Zukunft
Shownotes
Wusstest du, dass 1/3 der deutschen Männer eine antifeministische Haltung haben – und der Anteil bei Jüngeren sogar steigt? In unserer aktuellen Live-Aufnahme spricht Autor und Berater Martin Speer offen darüber, wie tief antifeministische Denkmuster bei vielen Männern verwurzelt sind und wie unterschiedlich der (Arbeits-)Alltag für weiblich und männlich gelesene Personen tatsächlich aussieht.
**Was erwartet dich in der Folge? **
Geschlechtergerechtigkeit ist ein Männerthema! Martin Speer räumt mit dem Mythos auf, Gleichstellung sei „nur ein Frauenthema“. Er zeigt, warum gerade Männer Verantwortung übernehmen müssen – und wie Unternehmen sich oft mit Ausreden wie „Wir haben wichtigere Probleme“ aus der Affäre ziehen.
**Die vier häufigsten Ausreden: ** Verneinen, Delegieren, Relativieren und Verunsicherung – Speer benennt die typischen Muster, mit denen Männer ihre Verantwortung abwälzen.
**Das Zwei-Welten-Modell: ** Ob im Meetingraum oder im Straßenverkehr: Männer und Frauen erleben die Welt unterschiedlich. Speer erklärt, warum es für Männer so wichtig ist, ihre eigenen Privilegien zu erkennen.
**Drei Lösungsansätze aus der Folge: **
Zuhören & Perspektivwechsel: Nur wer wirklich zuhört, kann die Erfahrungen von Frauen verstehen und eigene blinde Flecken erkennen.
Brücken bauen & Verantwortung übernehmen: Männer können als Verbündete aktiv gegen diskriminierende Strukturen vorgehen – vor allem in männerdominierten Gruppen.
**Sorgearbeit & Sichtbarkeit teilen: ** Auch im Job Verantwortung für Care-Arbeit übernehmen und Frauen konsequent Raum geben.
Die gute Nachricht: Wenn 1/3 der Männer antifeministisch agiert, gibt es immer noch 2/3, die gemeinsam für echten Wandel einstehen können!
Weiterführende Links: Buch Wenn die letzte Frau den Raum verlässt
Das Buch, das jeder Mann lesen sollte: In 4 Schritten zum Feministen https://amzn.to/4e4jg9s
Podcast mit Martin Speer: In vier Schritten zum Feministen
Interview mit Martin Speer und Vincent-Immanuel Herr: Wie Männer zu besseren Verbündeten werden
SHOWNOTES:
Über den Podcast der herCAREER: Der herCAREER Podcast liefert wertvolle Einblicke in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, immer verknüpft mit persönlichen Erfahrungen und vor allem aus weiblicher Perspektive. Wechselnde Moderator:innen und Gäst:innen aus unterschiedlichen Unternehmen, Redaktionen und Arbeitsumfeldern bieten vielseitige und praxisnahe Erfahrungswerte für die Hörer:innen. https://www.her-career.com/podcast
The herCAREER podcast provides valuable insights into business, science, politics and society, always linked to personal experiences and above all from a female perspective. The podcast features a variety of presenters and guests from different companies, editorial teams and working environments, offering listeners a wide range of practical experiences. https://www.her-career.com/en/podcast
Projektleitung: Natascha Hoffner Redaktion: Kristina Appel Produktion: Bernhard Hiergeist
Transkript anzeigen
00:00:00: Wir stellen fest, dass viele Männer
00:00:02: ein intellektuelles Verständnis
00:00:04: davon haben.
00:00:05: Das macht man jetzt so, wir haben
00:00:07: KPIs, es gibt eine Reportingpflicht,
00:00:09: aber sie verstehen es emotional
00:00:11: nicht.
00:00:12: Und ich glaube so, das persönlich
00:00:13: versuchen zu erfahren, diese
00:00:15: sicheren Räume auch mit Frauen zu
00:00:17: haben, mit Kolleginnen ins
00:00:19: Gespräch darüber zu kommen, das
00:00:21: macht schon echt einen Unterschied.
00:00:37: Willkommen beim HerCareer-Podcast.
00:00:40: Du interessierst dich für aktuelle
00:00:41: Diskurse aus Wirtschaft,
00:00:43: Wissenschaft, Politik und
00:00:44: Gesellschaft, und das insbesondere
00:00:46: aus einer weiblichen Perspektive?
00:00:48: Vielleicht wünschst du dir
00:00:49: persönliche Einblicke in den
00:00:50: Arbeitsalltag von Menschen und
00:00:51: Unternehmen, die sich dem
00:00:52: gesellschaftlichen und
00:00:53: wirtschaftlichen Wandel stellen?
00:00:55: Dann bist du hier genau richtig.
00:00:58: Ein Drittel der deutschen Männer hat
00:01:00: eine antifeministische Haltung.
00:01:02: Und bei jüngeren Männern steigt
00:01:03: dieser Wert sogar.
00:01:05: Autor und Berater Martin Speer
00:01:06: spiegelt in dieser Live-Aufnahme,
00:01:08: wie tradiert die Haltung vieler
00:01:10: Männer immer noch ist und wo seiner
00:01:12: Erfahrung nach die Ursachen dafür
00:01:13: liegen.
00:01:14: Er wünscht sich mehr männliche
00:01:15: Verbündete, echte Verbündete.
00:01:18: Die gute Nachricht ist: Wenn ein
00:01:19: Drittel der Männer antifeministisch
00:01:21: agiert, dann gibt es immer noch zwei
00:01:23: Drittel, die sich gemeinsam für den
00:01:25: Wandel einsetzen können.
00:01:26: Wie gute Ansätze aussehen könnten,
00:01:28: hört ihr in dieser Folge.
00:01:36: So, hallo in die Runde.
00:01:38: Ich bin eingesprungen mit einem
00:01:40: Thema, was aber auch sehr relevant
00:01:42: ist, nämlich wie wir
00:01:44: die Männer an Bord bekommen.
00:01:47: Und warum viele Männer glauben,
00:01:50: Geschlechtergerechtigkeit, das geht
00:01:51: mich nichts an.
00:01:52: Es ist auch alles schon super, warum
00:01:54: müssen wir uns denn bewegen?
00:01:56: Und deswegen ist heute das Thema
00:01:57: jetzt für diesen Impuls "Male
00:01:59: Allyship", Männer als Verbündete
00:02:01: über Ängste, Ausreden,
00:02:03: aber auch die Chance auf
00:02:05: Veränderung. Jetzt könnte man
00:02:07: ja fragen, warum spricht denn
00:02:09: hier ein Mann über
00:02:11: Geschlechtergerechtigkeit?
00:02:12: Ich finde, ich möchte fast mit einer
00:02:14: Gegenfrage antworten.
00:02:16: Warum sprechen denn so wenige
00:02:18: Männer über Geschlechtergerechtigkeit?
00:02:20: Warum beschäftigen sie sich nicht
00:02:21: damit?
00:02:23: Warum stehen sie so am Spielfeldrand
00:02:25: und denken, ist doch
00:02:26: alles super?
00:02:28: Gibt es denn überhaupt noch was zu
00:02:29: tun? Ich glaube,
00:02:31: mehr Männer sollten in diese Welt
00:02:33: auch eintauchen.
00:02:35: Und sich auf die Reise begeben,
00:02:38: Teil der Lösung zu sein und nicht
00:02:39: sozusagen auf den Problemen
00:02:42: zu stehen.
00:02:43: Das, was ich Ihnen jetzt mitgebracht
00:02:44: habe, sind Beobachtungen
00:02:47: aus der Arbeit, die wir in den
00:02:48: letzten Jahren machen.
00:02:50: Sie sehen das schon, im Februar
00:02:52: nächsten Jahres erscheint ein neues
00:02:53: Buch von uns bei Uhlstein,
00:02:56: was da heißt "Wenn die
00:02:58: letzte Frau den Raum
00:03:00: verlässt".
00:03:02: Und im Kern geht es darum, dass wir
00:03:04: einen Einblick geben,
00:03:06: was wir in den letzten Jahren in der
00:03:08: Arbeit mit männlichen
00:03:08: Führungskräften hinter
00:03:10: verschlossenen Türen so
00:03:12: erleben.
00:03:14: Bei der Bundeswehr, bei
00:03:16: Maschinenbauern, in der
00:03:18: Politik.
00:03:19: Und in diesem Buch geben wir so ein
00:03:21: bisschen Einblick, was denn so die
00:03:23: Kerle dann auch sagen.
00:03:24: Und was sie immer noch sagen.
00:03:26: Und ein paar Einblicke habe ich
00:03:27: heute auch mitgebracht.
00:03:29: Ganz oft, wenn wir mit Männern zu
00:03:30: diesem Thema arbeiten,
00:03:32: sehen wir das.
00:03:34: Ich komme aus einer Familie,
00:03:36: da bekomme ich ehrlicherweise ganz
00:03:38: oft immer noch so einen Blick.
00:03:40: "Ganz ehrlich, ist jetzt nicht auch
00:03:42: mal genug, müssen wir
00:03:43: uns jetzt noch damit beschäftigen?",
00:03:46: da werden die Augen verdreht.
00:03:48: Und ich glaube, gleichzeitig durch
00:03:49: das Augen Verdrehen,
00:03:51: übersehen wir auch was,
00:03:53: nämlich dass es noch jede Menge zu
00:03:55: tun gibt.
00:03:56: Genau, das sind sozusagen wir,
00:03:59: die das tun, Vincent Herr und ich
00:04:00: Martin Speer, wir sind ein
00:04:02: Autoren- und Beraterduo,
00:04:05: sitzen in Berlin und in den
00:04:06: Vereinigten Staaten und arbeiten
00:04:08: eben sehr viel mit Männern zu diesem
00:04:10: Thema.
00:04:11: Wir schreiben relativ regelmäßig für
00:04:13: die "Zeit" und den "Spiegel" dazu,
00:04:14: also vielleicht ist schon jemand mal
00:04:15: über ein Artikel von uns gestolpert.
00:04:18: Jedenfalls treibt uns sehr das Thema
00:04:20: um, wie wir mehr Männer an Bord
00:04:21: bekommen.
00:04:22: Wenn man über Männer als Verbündete
00:04:25: nachdenkt, könnte man manchmal
00:04:27: über einen Herrn vielleicht
00:04:29: nachdenken, der
00:04:31: vielleicht das verstanden hat,
00:04:34: dass er in der Position, wo
00:04:36: er ist, weil er vielleicht Einfluss
00:04:38: in einem Unternehmen hat,
00:04:40: weil er mit über ein Gesetz
00:04:41: entscheidet, echt einen
00:04:43: Hebel hat.
00:04:45: Und in der Arbeit mit vielen Männern
00:04:46: merken wir, dass sie gar nicht so
00:04:47: richtig verstehen,
00:04:49: dass sie auch beim Thema
00:04:50: Geschlechtergerechtigkeit einen
00:04:52: Hebel haben, dass sie einen
00:04:54: Unterschied machen können, dass wenn
00:04:55: es um Budgetkürzung geht,
00:04:58: sie eben auch sagen nein,
00:05:00: das ist eine Priorität.
00:05:02: Und viele Männer verstehen noch
00:05:04: nicht, dass sie auch bei diesem
00:05:05: Thema wirklich was bewegen
00:05:07: können. Das muss ich Ihnen allen
00:05:08: nicht sagen.
00:05:10: Wir haben eine megabreite
00:05:11: Forschungsbasis, die uns sagt,
00:05:14: eine geschlechtergerechte
00:05:15: Gesellschaft, geschlechtergerechtes
00:05:17: Leben, ein Miteinander auf
00:05:19: Augenhöhe in den Teams macht
00:05:21: die Teams besser,
00:05:23: macht Beziehungen besser, und
00:05:25: lässt tatsächlich auch Leute
00:05:27: gesünder leben.
00:05:28: Da kann man wirklich
00:05:30: toll in Forschung eintauchen, die
00:05:31: sagt: Wenn Leute
00:05:33: in Beziehungen leben,
00:05:36: die von Respekt durchzogen sind,
00:05:39: wo wir uns wirklich auf Augenhöhe
00:05:40: begegnen, wo auch Männer nicht
00:05:42: in dieser starren Rolle sind,
00:05:45: dann leben sie gesünder.
00:05:47: Das sagen uns WHO-Daten, die
00:05:48: ernähren sich gesünder und
00:05:50: es gibt diese interessante
00:05:51: Untersuchung aus 23 europäischen
00:05:53: Ländern, wo man nachgeschaut hat,
00:05:55: wie schlafen denn die Männer dann in
00:05:57: diesen Beziehung auch und sie
00:05:59: schlafen tatsächlich besser.
00:06:00: Also, wir haben ganz viele
00:06:01: Indikatoren, die sagen: ein
00:06:04: gesünderes Leben, stabilere
00:06:06: Beziehungen und bessere
00:06:08: Teams, prosperierende Unternehmen
00:06:11: bewegen den Hebel der
00:06:12: Geschlechtergerechtigkeit.
00:06:14: Und ganz viele Männer haben das aus
00:06:16: unserer Beobachtung noch nicht so
00:06:17: richtig auf der Kette oder
00:06:19: verstehen den Zusammenhang nicht.
00:06:20: Jetzt könnte man fragen, und das
00:06:22: sind so drei Fragen, die habe ich
00:06:23: euch mitgebracht,
00:06:25: wo sind denn die Männer?
00:06:28: Auch hier, ich habe nicht sonderlich
00:06:29: viele gesehen, die sich irgendwie
00:06:31: für das Thema interessieren.
00:06:33: Was ist das Zwei-Welten-Modell und
00:06:35: wie können Männer effektive
00:06:36: Verbündete sein?
00:06:38: Das ist jetzt ein Einblick darin,
00:06:39: was wir auch in den letzten Jahren
00:06:41: mit Hunderten von Männern
00:06:43: in Workshops, in Trainings
00:06:45: beobachtet haben.
00:06:47: Und ich stelle Ihnen jetzt vier
00:06:49: Ausredenkomplexe vor
00:06:51: und der erste ist ehrlicherweise
00:06:53: ziemlich hart.
00:06:54: "Frauen verdienen keine
00:06:56: Gleichberechtigung." Das sagen auch
00:06:58: uns hinter verschlossenen Türen
00:07:00: die wenigsten Männer.
00:07:02: Aber sie sagen es manchmal durch die
00:07:04: Blume.
00:07:05: "Für eine Frau machst du einen ganz
00:07:06: guten Job.
00:07:08: Frauen gehören in die Küche."
00:07:11: Oder: "Frauen sind keine geborenen
00:07:12: Führungskräfte, sie sind so
00:07:13: emotional." Obwohl uns auch
00:07:15: neueste Harvard-Erkenntnisse was
00:07:17: ganz anderes sagen.
00:07:19: In Entscheidungspositionen sind
00:07:20: Frauen viel weniger emotional.
00:07:23: Sie treffen die besseren
00:07:25: Entscheidungen.
00:07:25: Aber was steht dahinter?
00:07:27: Im Kern geht es darum und das kann
00:07:29: man wissenschaftlich ganz gut
00:07:30: untersuchen, dass ein
00:07:32: Drittel der deutschen Männer in
00:07:34: der Tendenz diese Haltung
00:07:36: hat.
00:07:37: Anti-Feministisch könnte man sie
00:07:39: auch ja nennen und das Krasse
00:07:41: ist, dass dieser Wert relativ stabil
00:07:43: ist, auch bei den unter 35-Jährigen,
00:07:45: und da steigt er sogar wieder
00:07:47: leicht.
00:07:48: Also ein Drittel der deutschen
00:07:50: Männer will eigentlich
00:07:52: gar nicht diese Augenhöhe.
00:07:54: Das ist ehrlicherweise ziemlich
00:07:56: deprimierend.
00:07:57: Aber gleichzeitig lässt es uns
00:07:59: ja übrig: zwei Drittel
00:08:01: der Männer, die Verbündete sein
00:08:03: können, die das irgendwie anders
00:08:05: wollen, die ganz genau
00:08:07: wissen und spüren, das ist echt
00:08:09: nicht okay.
00:08:10: Aber auch die zwei Drittel, und ich
00:08:11: würde mich dazu zählen,
00:08:13: haben irgendwie Probleme an das
00:08:15: Thema ranzukommen.
00:08:16: Und da beobachten wir drei Dinge.
00:08:19: Und dazu gibt es ganze Bücher von
00:08:20: Alexandra [Zykunov, d. Red.] und
00:08:21: weiteren, Frauen sind doch schon
00:08:22: gleichberechtigt.
00:08:24: Und dann hört man solche Sätze: "Ja,
00:08:26: bei der Auswahl geht es um
00:08:28: Kompetenz, nicht um Geschlecht.
00:08:30: Es ist nicht meine Schuld, wenn
00:08:31: Frauen Karriere in Sektoren machen,
00:08:33: die schlecht bezahlen" und so
00:08:34: weiter.
00:08:35: Und all das deutet darauf hin, dass
00:08:37: nicht erkannt wird, es
00:08:39: gibt noch was zu tun.
00:08:41: Wir sind noch nicht am Ende.
00:08:42: Das Zweite, was wir von Männern
00:08:44: hören: "Das ist ein reines
00:08:45: Frauenthema." Das wird
00:08:47: sozusagen delegiert.
00:08:50: Wir haben doch die Gleichstellungsbeauftragte.
00:08:53: Susanne aus der Personalabteilung
00:08:54: macht so einen tollen Job, sie soll
00:08:56: sich mal drum kümmern.
00:08:58: Immer müssen es andere lesen,
00:09:00: immer müssen es andere auf die
00:09:01: Agenda bringen und es wird
00:09:03: sozusagen an die delegiert,
00:09:06: die den ganzen Tag schon damit
00:09:08: konfrontiert sind.
00:09:10: Die Gleichstellungsbeauftragten, die
00:09:12: Frauen, die in den Meetings
00:09:13: unterbrochen werden und so weiter.
00:09:16: Aber viele Männer bringt
00:09:17: das eine Position,
00:09:19: wo sie gar nicht begreifen, hey das
00:09:21: hat auch was mit mir zu tun und
00:09:23: ich kann Teil der Lösung sein.
00:09:26: Und der dritte Ausredenkomplex:
00:09:28: "Wir haben doch wirklich wichtigere
00:09:30: Probleme, das Budget
00:09:31: sitzt knapp, wir verkaufen weniger
00:09:33: Autos nach China und jetzt kommt ihr
00:09:35: mit Geschlechtergerechtigkeit?"
00:09:38: Also die Dinge werden gegeneinander
00:09:39: ausgespielt, sie werden relativiert.
00:09:42: Das werdet ihr kennen, also immer
00:09:43: wenn es irgendwie heiß wird, fällt
00:09:45: dieses Thema leicht vom Tisch und
00:09:47: es wird nicht verstanden,
00:09:49: dass das halt ein zentraler Hebel
00:09:51: für die Zukunft ist.
00:09:53: Und genau das ist Teil der Lösung
00:09:55: und nicht eine Sache, die man
00:09:57: mit dem Rotstift wegkürzen sollte.
00:10:00: Also, was beobachten wir in der
00:10:02: Arbeit mit Männern?
00:10:05: Verneinen, delegieren,
00:10:06: relativieren.
00:10:08: Und von all dem umrahmt ist
00:10:10: Verunsicherung und durchaus auch
00:10:11: Ängste.
00:10:13: Das sagt uns Mann auch nicht ins
00:10:14: Gesicht. Boah, ich hab
00:10:15: ehrlicherweise Angst oder das
00:10:17: verunsichert mich.
00:10:18: Die sagen das so um die Ecke.
00:10:20: Was sagen denn dann meine Kollegen,
00:10:21: wenn ich sechs Monate Elternzeit
00:10:23: nehme?
00:10:24: Kann ich meine Kollegen im Stich
00:10:25: lassen bei diesem wichtigen Projekt?
00:10:27: All das ist auch eine
00:10:28: Verunsicherung.
00:10:30: In unserer Arbeit beobachten wir,
00:10:32: dass viele Männer diese Ausreden
00:10:34: bringen und sich gleichzeitig
00:10:36: schwer tun, zu verstehen,
00:10:38: warum sich der Alltag manchmal für
00:10:39: uns sehr unterschiedlich anfühlt.
00:10:41: Und das muss ich euch nicht
00:10:42: erzählen, weil ihr es viel besser
00:10:44: wisst und ich vielleicht als Mann
00:10:46: die Schwierigkeit habe,
00:10:48: mir manche Situationen nur abstrakt
00:10:50: vorstellen zu können.
00:10:51: Wenn es 17 Uhr ist, jetzt
00:10:53: geht die Sonne eher unter,
00:10:55: ist es mir in der Tendenz egal,
00:10:57: wenn beim Geschäftstermin der
00:10:58: Parkplatz schlecht beleuchtet ist.
00:11:00: Meiner Schwester ist das nicht so
00:11:02: egal, die achtet sehr darauf,
00:11:04: wo parke ich mein Auto.
00:11:05: Keine Ahnung, habe ich noch nicht so
00:11:07: viel drüber nachgedacht.
00:11:08: Aber da sind wir schon bei dem, was
00:11:10: wir immer gerne das Zwei-Welten-Modell
00:11:11: nennen. Oder stellt euch einen
00:11:13: Meetingraum vor.
00:11:14: Wir erleben vielleicht durchaus sehr
00:11:16: unterschiedliche Dinge in diesem
00:11:17: Meetingraum.
00:11:18: Und in unserer Arbeit mit männlichen
00:11:19: Führungskräften sorgt es für
00:11:20: Aha-Momente, wenn
00:11:22: man ihnen sagt,
00:11:24: dass wir in der Wissenschaft ganz
00:11:25: gut beobachten können, dass wir
00:11:27: Männer dazu neigen,
00:11:29: mehr Redezeit einzunehmen,
00:11:31: Frauen doppelt so häufig
00:11:33: unterbrechen wie andere Männer,
00:11:35: wir eher an Frauen denken,
00:11:37: wenn es ums Protokoll geht.
00:11:38: Wer organisiert die Weihnachtsfeier?
00:11:40: Wer fragt bei der Kollegin nach, die
00:11:42: sich das Bein gebrochen hat,
00:11:44: ob es ihr eine Woche später
00:11:46: immer noch gut geht?
00:11:48: Ganz oft sind das Frauen.
00:11:50: Man ist auch schneller beim Vornamen
00:11:52: und nicht bei Frau Dr. Meier
00:11:54: statt bei Susanne.
00:11:56: Und all das macht einen Unterschied
00:11:57: und all das passiert in Meetings.
00:12:00: Und vielen Männern ist aus unserer
00:12:01: Perspektive oder aus unserer
00:12:03: Beobachtung all das gar nicht
00:12:04: bewusst, was das für ein Unterschied
00:12:06: macht.
00:12:07: Die zweite Situation:
00:12:09: der Geschirrspüler.
00:12:10: Der steht vielleicht sinnbildlich
00:12:12: dafür eben, die Sorgearbeitslücke.
00:12:15: Auch da sind vielen von euch,
00:12:16: glaube ich, die Zahlen bewusst und
00:12:18: bekannt. Wie viele Minuten das
00:12:20: täglich sind, was das alles
00:12:21: bedeutet.
00:12:22: Und was ich interessant finde, ist
00:12:24: ja, dass es nicht nur den Bereich
00:12:25: Zuhause gibt, sondern auch die
00:12:27: Office-Carework.
00:12:28: Also, wer macht das Licht aus?
00:12:30: Wer macht dieses emotionale
00:12:32: Handling?
00:12:33: Und auch da ist das Pendel
00:12:35: super ungleich.
00:12:36: Und vielleicht das ganze Thema
00:12:38: Sicherheit öffentlicher Raum,
00:12:39: Betriebsfeier, Geschäftstermin
00:12:42: nach 17 Uhr im Winter.
00:12:44: All diese Nuancen, die trotzdem
00:12:46: prägen, wie selbstbewusst
00:12:48: wir durch eine Situation gehen, wie
00:12:50: sehr gerne wir Abendtermine annehmen
00:12:52: oder nicht, eben auch große
00:12:53: Unterschiede.
00:12:54: Und wir mögen immer sehr gerne mit
00:12:56: dieser Grafik hier arbeiten, ihr
00:12:57: kennt vielleicht diese oder so
00:12:59: ähnliche, dass wir
00:13:01: vielleicht eine ähnliche
00:13:02: Lebensstrecke oder eine ähnlich
00:13:03: Karrierestrecke haben,
00:13:05: aber eben mit super
00:13:06: unterschiedlichen Dingen
00:13:07: konfrontiert sind und sie sind eben
00:13:09: manchmal wie Hürden.
00:13:10: Und für viele Männer
00:13:12: überhaupt so eine Grafik zu sehen,
00:13:14: ist ziemlich erhellend.
00:13:15: Ach krass, da sind Barrieren.
00:13:18: Ach krass, manchmal sind die
00:13:20: offensichtlich, ganz oft sind die
00:13:21: aber eher subtil.
00:13:23: Die kommen um die Ecke.
00:13:24: Die spreche ich auch nicht immer an.
00:13:26: Die tun vielleicht auch weh.
00:13:28: Und was macht ein männlicher
00:13:29: Verbündeter?
00:13:31: Im Idealfall versteht er,
00:13:33: aha, ich mach mir weniger Gedanken
00:13:35: darüber, ob ich abends
00:13:37: flache Schuhe anhabe oder
00:13:39: Sportschuhe.
00:13:40: Weil ich mach mir keine Gedanken
00:13:41: darüber, ob ich wegrennen muss.
00:13:43: Also irgendwie solche Dinge
00:13:45: fallen unter Privileg.
00:13:47: Ja, und "male ally", männlicher
00:13:48: Verbündeter, versteht
00:13:50: im Idealfall, oh, ich helfe mal
00:13:52: lieber mit, diese Hindernisse
00:13:54: aus dem Weg zu räumen.
00:13:55: Und jetzt muss ich mich selber
00:13:56: korrigieren: Es geht nicht
00:13:58: um mithelfen.
00:14:00: Es geht um wirklich
00:14:02: mit Verantwortung zu übernehmen.
00:14:05: Auch mit verstehen: Wir tun
00:14:07: das bitte nicht nur auf nette
00:14:08: Nachfrage. Wir helfen mal.
00:14:10: Sondern wir verstehen, dass wir
00:14:13: wirklich gleichberechtigt mit
00:14:14: anpacken, dass es besser wird.
00:14:16: Und wie kann das gehen?
00:14:17: Man kann ganz viel machen, diese
00:14:19: ganze Halle ist voller Menschen,
00:14:21: die sehr gute Rezepte dafür
00:14:23: haben.
00:14:23: Ich habe euch mal fünf Dinge
00:14:25: mitgebracht, die wir merken,
00:14:27: die in unserer Arbeit mit Männern
00:14:28: sich als immer sehr effektiv
00:14:29: herausstellen.
00:14:31: Und das erste ist Zuhören.
00:14:33: Das klingt total banal,
00:14:36: aber wenn Sie vielleicht mal in
00:14:37: Ihren Alltag gehen, kann man ja
00:14:39: immer zu danach denken: Wann hatte
00:14:41: ich denn das Gefühl, dass mir
00:14:42: wirklich mal zugehört wurde?
00:14:44: Und dass mein Punkt wirklich
00:14:45: ernst genommen wurde und dass mir
00:14:48: geglaubt wurde? Und das kriegen Sie
00:14:49: ja in Interview-Reihen
00:14:51: mit Frauen, also da ist die
00:14:53: Forschung ja sehr weit, sowas
00:14:55: auch ganz gut nachzuweisen,
00:14:57: dass es eben leider oft daran
00:14:59: mangelt, dass wir einander manchmal
00:15:01: nicht gut genug zuhören.
00:15:02: Oder Männer in dem Fall Frauen
00:15:04: gut genug zuhören.
00:15:06: Der zweite Punkt:
00:15:07: Männer an Bord Holen und Brücken
00:15:09: Bauen.
00:15:10: Wenn wir zum Beispiel bei der
00:15:12: deutschen Marine sind, Grüße
00:15:13: an die Leute von der Bundeswehr,
00:15:15: gibt es da Räume und Gruppen, die
00:15:17: sind rein männlich,
00:15:20: gibt es nicht eine Frau, die in
00:15:22: einem Moment sagen kann,
00:15:24: das war nicht okay, das machen wir
00:15:25: so nicht, das gehört nicht zu
00:15:26: unserem Wertekodex.
00:15:28: Also braucht es andere Männer, die
00:15:31: in der Arbeit mit Männern sagen, das geht
00:15:32: so nicht.
00:15:33: Das machen wir hier so nicht!
00:15:35: Lass die andere Person ausreden!
00:15:37: Also ich meine, es sind ja manchmal
00:15:38: auch solche Feinheiten.
00:15:42: Ein männlicher Verbünde hat
00:15:43: vielleicht auch eine wichtige Rolle
00:15:44: im Brückenbauen zu anderen Männern.
00:15:47: Gerade in Räumen, wo sie unter sich
00:15:49: sind.
00:15:50: Platz machen, also ich bin hier auch
00:15:51: gleich zu Ende.
00:15:53: Raum geben, weniger unterbrechen.
00:15:56: Drauf achten, wie viel Redezeit man
00:15:58: einnimmt.
00:15:58: Ob man die andere Person schon auf
00:16:00: der zweiten Folie unterbricht
00:16:02: oder ob man sie mal das ganze
00:16:04: Argument darlegen lässt.
00:16:06: Also wirklich auch drauf achten wie
00:16:07: viel Aufmerksamkeit Leute bekommen.
00:16:10: Ein Journalistenkollege von der
00:16:11: "Süddeutschen Zeitung" hat mal
00:16:13: eine Situation in der
00:16:14: Redaktionssitzung geschildert,
00:16:16: wo es darum ging, dass eine
00:16:17: Journalisten-Kollegin einen richtig
00:16:19: guten Vorschlag gemacht hat und
00:16:21: dann in der Runde ein Mann einfach
00:16:23: mit ein bisschen selbstbewussteren
00:16:25: Auftreten die Idee gekapert
00:16:27: hat und sie als
00:16:29: besonders toll vorgestellt hat.
00:16:31: Der Chefredakteur hat eher auf den
00:16:33: Mann reagiert und ein anderer
00:16:35: Mann in der Runde hat gesagt, aber
00:16:37: von Ute
00:16:39: kam noch dieser Vorschlag.
00:16:41: Ute, was denkst du denn dazu?
00:16:42: Und sofort wurde die Situation
00:16:43: gedreht und das ist auch darum,
00:16:46: wie viel Aufmerksamkeit bekommen
00:16:48: welche Leute an einem Tisch, und
00:16:50: begreifen wir als Männer auch, dass
00:16:52: wir da eine Rolle haben, sowas
00:16:53: aufzubrechen und vielleicht die
00:16:55: letzten beiden: Sorgearbeit
00:16:57: fair teilen,
00:16:59: nicht helfen, sondern fair teilen.
00:17:02: 50:50.
00:17:04: Männer sollten auch mal Bücher
00:17:05: darüber lesen.
00:17:06: Es gibt brillante Autorinnen in
00:17:07: diesem Land, die wahnsinnig tolle
00:17:09: Bücher darüber geschrieben haben.
00:17:11: Und redet man mit den Verlagen,
00:17:12: liest die Mehrzahl diese Leute:
00:17:15: Frauen. Frauen lesen diese Bücher.
00:17:17: Mehr Männer sollten diese Büchern
00:17:18: lesen.
00:17:19: Franziska Schutzbach, Alexandra
00:17:20: Zykunov, all diese tollen,
00:17:22: smarten Köpfe.
00:17:24: Diese Bücher sind auch für Männer
00:17:25: geschrieben.
00:17:26: Und, oh, das letzte: eigene
00:17:28: Privilegien für Veränderung nutzen.
00:17:29: Da sind wir wieder bei dem Hebel und
00:17:31: dem Mann vom Anfang.
00:17:33: Und vielleicht noch was, was Vincent
00:17:35: Herr und mich immer nervt, ist
00:17:37: diese Untersuchung.
00:17:38: Man kann auch ganz gut messen,
00:17:40: dass wir Männer dazu neigen,
00:17:43: anderen Männern besser zuzuhören,
00:17:45: auch beim Thema Sexismus.
00:17:47: Das ist total Banane.
00:17:49: Das ist total frustrierend.
00:17:51: Und gleichzeitig merken wir das in
00:17:52: der Arbeit immer, wenn man auf der
00:17:53: Schwäbischen Alb ist, du sitzt da
00:17:55: mit einer Gruppe von so einem
00:17:56: Familienunternehmen, dann hören die
00:17:58: mir irgendwie manchmal besser zu als
00:18:00: ihrer Gleichstellungsbeauftragten,
00:18:02: obwohl sie die Kompetenz hat.
00:18:04: Und gleichzeitig ist das vielleicht
00:18:06: eine Brücke.
00:18:07: Wo wir - und Jutta Almendinger sagt
00:18:09: immer so schön: Es geht nur
00:18:10: gemeinsam - vielleicht gemeinsam
00:18:12: hier und da Allianzen schließen und
00:18:15: wir Männer und Frauen
00:18:15: zusammenarbeiten, um manchmal an die
00:18:17: harten Kerle zu kommen, diese
00:18:19: Tür auch wieder aufzumachen und es
00:18:20: zum gemeinsamen Gespräch zu machen.
00:18:22: Aber diese Untersuchung ist
00:18:23: tatsächlich interessant, erhellend
00:18:26: und frustrierend.
00:18:27: Ja, das vielleicht nochmal
00:18:28: zusammengefasst.
00:18:29: So ein paar Werkzeuge, es gibt viel
00:18:31: mehr.
00:18:32: Jetzt bin ich auch am Ende.
00:18:33: Herzlichen Dank fürs Zuhören.
00:18:35: Wenn ihr Ideen und Fragen habt, sehr
00:18:36: gerne.
00:18:37: Ich habe eine Frage und zwar, wie
00:18:39: bist du zu dem Thema gekommen?
00:18:40: Also du hast ein paar Gründe
00:18:41: genannt, warum wir das brauchen,
00:18:43: aber was hat dich persönlich
00:18:44: überzeugt und welches Argument
00:18:46: könnte ich Männern in meiner Firma
00:18:48: bringen, um sie mit an Bord zu
00:18:49: holen?
00:18:51: Also was wir in der Arbeit mit
00:18:52: Männern immer merken, dass manchmal
00:18:53: der persönliche Bezug zum Problem
00:18:55: fehlt.
00:18:56: Also auch die lesen
00:18:57: Tagesschau-Artikel oder
00:18:58: Spiegel-Artikel, aber denken immer,
00:19:00: oh, diese Statistik ist ja
00:19:02: interessant, aber es betrifft mich
00:19:03: nicht. Und wenn sie merken, das ist
00:19:05: die Kollegin, die du schätzt,
00:19:07: das war oder ist die Realität deiner
00:19:09: Mutter, mit der du vielleicht zu
00:19:10: wenig darüber gesprochen hast, das
00:19:12: ist in Zweifel deine Tochter, haha,
00:19:13: das ist ja oft so ein Aha-Moment für
00:19:15: die Leute, dann dreht sich
00:19:17: was. Und auch zu merken, das
00:19:19: kommt in allen sozialen Schichten
00:19:20: vor. Das kommt bei dir im
00:19:22: gepflegten Kleingarten vor deiner
00:19:24: Tür vor, keine Ahnung.
00:19:25: Und wie war das bei mir selber?
00:19:26: Ich bin in Mittelfranken
00:19:28: aufgewachsen, hatte ehrlicherweise
00:19:30: einen ziemlich, rückblickend würde
00:19:32: ich sagen, sexistischen Vater.
00:19:34: Hab viele dieser Muster kopiert.
00:19:36: Ich war im Schützenverein, ich war
00:19:38: lange CSU-Mitglied.
00:19:39: Ich hab ziemlich viele Sprüche auch
00:19:41: geklopft.
00:19:42: Und es brauchte tatsächlich andere
00:19:43: Männer in meinem Umfeld, die mir
00:19:45: eigentlich Grenzen aufgezeigt haben.
00:19:47: Und Vincent Herr, mit dem ich
00:19:48: zusammenarbeite, war einer.
00:19:49: Und mein bester Kumpel, der drei
00:19:51: Schwestern hat.
00:19:52: Und eigentlich haben mich andere
00:19:53: Männer erst mal herausgefordert, so,
00:19:54: ey Martin, das geht nicht.
00:19:57: Oder, warum reagierst du gerade
00:19:59: so? Woher kommt denn das?
00:20:00: Überhaupt die Frage, warum?
00:20:02: Was liegt denn dahinter?
00:20:04: Und das ist vielleicht diese
00:20:05: brückenbauende Funktion zwischen
00:20:06: Männern, dass wir auch
00:20:09: untereinander das mal stärker zum
00:20:10: Thema machen müssen.
00:20:12: Wir halten uns da mal raus, wir
00:20:13: glauben anderen, es gibt, also
00:20:15: weiß ich nicht, "AllBright", "Fida",
00:20:17: all die anderen, die machen das doch
00:20:18: schon. Und wir verstehen gar nicht,
00:20:19: dass wir Teil dieses Weges
00:20:22: sein können und sein müssen.
00:20:25: Aus deiner Erfahrung, Martin,
00:20:28: sind sich Männer bewusst,
00:20:30: dass sie dieses Patriarchat,
00:20:33: also diese patriarchalischen
00:20:35: Strukturen, in
00:20:37: die sie hineingeboren wurden,
00:20:40: also diese sich jetzt nicht selber
00:20:41: verdient haben,
00:20:43: dass das ein Privileg ist?
00:20:46: Nicht so richtig.
00:20:48: Also irgendwie in immer mehr
00:20:49: Unternehmen kommt ja an,
00:20:51: dass man überhaupt über Privileg mal
00:20:53: spricht, dieses Konzept
00:20:55: kennenlernt oder
00:20:57: auch selber das erspürt.
00:20:58: Also das kennt ihr ja sicherlich
00:21:00: auch. Es gibt ja, man kann ja so
00:21:01: tolle Privilegenchecks machen mit
00:21:03: Schritt nach vorne und so und dann
00:21:04: zieht sich ja so ein Feld
00:21:05: auseinander und dann merken sie,
00:21:07: sie drehen sich um,
00:21:09: meine Kollegin steht jetzt da hinten
00:21:11: und auf einmal wird Privileg
00:21:14: ja spürbar.
00:21:15: Und ich glaube, das sind manchmal so
00:21:16: Aha-Momente, weil – und
00:21:18: das ist vielleicht der interessante
00:21:19: andere Punkt – wir stellen fest,
00:21:21: dass viele Männer ein
00:21:22: intellektuelles Verständnis davon
00:21:24: haben.
00:21:25: Wir schreiben das auf unserer
00:21:25: Website, das macht man jetzt so,
00:21:27: wir haben KPIs, es gibt
00:21:29: eine Reportingpflicht, keine Ahnung.
00:21:32: Aber sie verstehen es emotional
00:21:33: nicht. Und im Zweifel, wenn es hart
00:21:35: auf hart kommt, ist halt
00:21:37: der emotionale Bezug megawichtig.
00:21:39: Weil, wenn ich sage, wir brauchen
00:21:41: weiterhin Budget dafür,
00:21:43: bin ich im Idealfall intrinsisch
00:21:45: motiviert, dafür zu kämpfen.
00:21:47: Weil intellektuell ist das manchmal
00:21:48: so: Andere Sachen sind wichtiger.
00:21:50: Und schwupp ist das weg.
00:21:52: Und ich glaube, so, das persönlich
00:21:53: versuchen zu erfahren,
00:21:55: diese sicheren Räume auch mit Frauen
00:21:57: zu haben, mit Kolleginnen
00:21:59: ins Gespräch darüber zu kommen, das
00:22:01: macht schon einen echten Unterschied.
00:22:03: Ich hätte da eine Frage bezüglich
00:22:05: der Grafik, die du da gezeigt
00:22:07: hattest, sprich: Ein Drittel der
00:22:08: Männer, die aufgrund ihrer
00:22:11: sexistischen Ansichten der
00:22:13: Meinung sind, dass Frauen nichts in
00:22:14: Führungsrollen oder nur was in der
00:22:16: Küche zu suchen hätten.
00:22:17: Ist dann auch untersucht, wie hoch
00:22:19: der Anteil der Frauen in Deutschland
00:22:21: ist, die die gleiche Ansicht
00:22:23: eventuell haben?
00:22:24: Denn ich sag jetzt nur Stichwort
00:22:26: TikTok, YouTube, Tradwife-Trend
00:22:29: und ich finde das gerade für junge
00:22:30: Frauen besorgniserregend,
00:22:33: mit sowas dann konfrontiert zu
00:22:35: sein und das eventuell dann ins
00:22:36: eigene Mindset irgendwie
00:22:38: mitzunehmen.
00:22:39: Also die Frage ist, ist das für
00:22:40: Frauen auch untersucht?
00:22:41: Also da haben wir vielleicht bessere
00:22:42: Expertise im Raum, weil ich
00:22:44: schaue immer sehr aus einer
00:22:46: Männerperspektive rauf und beobachte
00:22:48: mit, was unter Männern
00:22:50: geschieht.
00:22:51: Also die Leipziger Autoritarismus-Studie
00:22:54: ist zum Beispiel ein ganz
00:22:55: interessanter Anknüpfungspunkt, wo
00:22:57: Frauen wie Männer auch zu
00:22:59: diesen Themen befragt worden sind.
00:23:01: Ich habe die Daten nämlich nicht im
00:23:02: Kopf, müsste man einfach mal
00:23:04: nachschauen. Gibt ja auch noch
00:23:05: andere Untersuchungen.
00:23:06: Aber ich finde es interessant, was
00:23:07: du gesagt hast, mit dem, genau, was
00:23:09: kann man auf Social Media beobachten
00:23:10: und was da gerade auch geschieht.
00:23:12: Also ich finde das mega
00:23:14: beunruhigend und
00:23:16: spannend, was in der
00:23:18: U35-Generation geschieht,
00:23:20: und man hat irgendwie diese
00:23:22: Gleichzeitigkeit von Leuten,
00:23:24: die wollen schnell nach vorne, die
00:23:25: sind progressiv, die lassen sich
00:23:27: bestimmte Dinge nicht mehr gefallen,
00:23:28: und gleichzeitig diese
00:23:30: Retraditionalisierung, die sich auch
00:23:31: ganz gut messen lässt.
00:23:32: Aber vielleicht gibt es
00:23:34: hier jemanden, der hat direkt Daten.
00:23:37: Ich habe mal in einer Studie
00:23:38: gelesen, dass es den Männern
00:23:40: erst auffällt, wie privilegiert sie
00:23:42: sind und welche Nachteile
00:23:44: auch viele Frauen in der Arbeitswelt
00:23:46: in Kauf nehmen müssen, wenn ihre
00:23:48: eigenen Töchter davon betroffen
00:23:49: sind. Das heißt, bei der Ehefrau ist
00:23:51: es egal, weil sie verdienen
00:23:53: eh das Geld und bringen das ins
00:23:54: Haus, aber wenn dann die Tochter
00:23:56: eine schlechtere Karriere macht bei
00:23:58: gleich guter Bildung wie der Sohn
00:24:00: beispielsweise, dann fällt es auf.
00:24:02: Und dann wird es auch zum Problem.
00:24:04: Und ich finde, genau der Punkt gibt
00:24:06: auch viel Hoffnung.
00:24:07: Das heißt vielleicht auch, die
00:24:08: 35-Jährigen, wenn ihre Kinder
00:24:10: dann in die Situation kommen,
00:24:12: entwickeln ein besseres Verständnis
00:24:14: dafür, was das Ganze bedeutet.
00:24:15: Einerseits macht das Hoffnung,
00:24:17: andererseits finde ich es mega
00:24:18: frustrierend, also warum brauchst
00:24:20: du das Problem in deinem Haus, statt
00:24:21: dass du schon verstehst,
00:24:23: also was ist mit der Frau?
00:24:25: Also hat, genau, gab es da nie ein
00:24:27: tiefes Gespräch?
00:24:28: Und gleichzeitig, stimmt, das sind
00:24:29: so Veränderungspunkte, aber
00:24:31: interessant finde ich auch und ich
00:24:33: denke an großen Automobilkonzerne,
00:24:35: wir arbeiten da mit den Männern, ein
00:24:37: Mann schildert es, wie sehr
00:24:38: sich sein Blick verändert hat durch
00:24:40: seine Tochter, ein anderer
00:24:42: Mann in der Runde challenged das.
00:24:44: Und der Vater knickt
00:24:46: ein.
00:24:47: Also bedeutet das dann wirklich,
00:24:49: ich ziehe dann auch die Konsequenz
00:24:51: und ich gehe manchmal auch in eine
00:24:53: unkomfortable Konfrontation mit
00:24:55: einem anderen Mann, mit einem
00:24:56: Kollegen oder nicht?
00:24:57: Es gibt manchmal so formale
00:24:59: Bekenntnisse, aber
00:25:01: hinterlege ich das dann auch mit
00:25:02: einer Konfrontration.
00:25:04: Guter Punkt.
00:25:05: Danke, danke an die Technik, danke
00:25:06: euch und viel Spaß noch.
00:25:23: Danke, dass du dabei warst.
00:25:25: Wenn dir die Folge gefallen hat,
00:25:27: schenk uns ein Like und empfehle uns
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